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Œuvres Salvien de Marseille (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
IV. Buch

12. Unsere Sünden wiegen deshalb besonders schwer, weil wir Christen sind

Wenn also, so entgegnet man, Gott auf die menschlichen Dinge sieht, sich um sie kümmert, sie liebt, sie leitet, weshalb läßt er zu, daß wir schwächer und elender sind als alle Völker? Warum duldet er, daß wir von den Barbaren besiegt werden? Warum, daß wir unter die Botmäßigkeit der Feinde geraten? Um mich kurz auszudrücken: Er läßt uns, wie ich schon oben gesagt habe, diese Leiden erdulden, weil wir diese Leiden verdienen. Beachten wir nämlich die Schandtaten, die Laster, die Verbrechen des römischen Volkes, von denen wir oben gesprochen, dann werden wir erkennen, ob wir des Schutzes wert sind, wenn wir in solcher Verderbtheit leben. Weil daher sehr viele damit, daß wir elend und schwach sind, beweisen wollen, Gott nehme sich der Dinge auf Erden nicht an: was verdienen wir denn überhaupt? Wenn er uns nämlich, trotzdem wir in solchen Lastern, in solcher Ruchlosigkeit leben, sehr stark, sehr blühend, sehr glücklich sein ließe, könnte gerade dadurch vielleicht der Verdacht aufkommen, als ob Gott die Verbrechen der Römer nicht beachte, wenn er sie trotz ihrer so großen Schlechtigkeit und Verworfenheit glücklich sein ließe. Da er uns aber wegen unserer so großen Lasterhaftigkeit und Ruchlosigkeit ganz erniedrigt und elend sein läßt, tritt es klar zutage, daß Gott auf uns sieht und über uns urteilt, weil wir erdulden, was wir verdienen. Aber wir glauben keineswegs, daß wir das verdienen; und deshalb sind wir noch schuldbarer und strafwürdiger, weil wir nicht einsehen, was wir verdienen. S. 134 Denn die lauteste Anklägerin schlechter Menschen ist ein unverschämtes Pochen auf Unschuld. Denn unter vielen, die sich gleicher Verbrechen schuldig gemacht haben, ist keiner strafbarer als der, der sich nicht für einen Verbrecher hält. Deshalb können wir unseren Sünden nur diese eine noch hinzufügen, daß wir uns für unschuldig halten. Zugegeben, antwortet einer, wir mögen Sünder sein und noch dazu große, so sind wir doch sicher und unleugbar besser als die Barbaren; und deshalb ist es immer offenbar, daß Gott sich nicht um die menschlichen Dinge kümmert, weil wir, trotzdem wir besser sind, den Schlechteren unterworfen werden. Ob wir besser sind als die Barbaren, werden wir später noch sehen. Das aber ist zweifellos sicher: Wir sollen besser sein. Und deshalb sind wir schlechter, weil wir nicht besser sind, obwohl wir es doch sein müßten. Denn je angesehener der Stand, desto ärger die Schuld. Und wenn die Person des Sünders höher gestellt ist, dann ist auch die Häßlichkeit der Sünde größer. Diebstahl ist zwar bei jedem Menschen eine böse Tat; aber verdammenswürdiger ist ohne Zweifel ein Senator, wenn er stiehlt, als irgendeine niedrige Person. Unzucht ist allen untersagt; aber viel schwerer ist es, wenn ein Kleriker, als wenn einer aus dem Volk Unzucht treibt. Deshalb irren auch wir, die wir Christen und Katholiken heißen, schwerer, wenn wir uns mit ähnlichen Lastern beflecken wie die Barbaren. Denn furchtbarer ist unsere Sünde, da wir sie als Träger eines heiligen Namens begehen. Wo das erhabenere Vorrecht, da ist auch die größere Schuld. Der Glaube, zu dem wir uns bekennen, klagt nämlich selbst unsere Verirrungen an. Schuldhafter ist die Unkeuschheit dessen, der Reinheit gelobt hat; häßlicher ist es, wenn sich einer betrinkt, der sonst Nüchternheit zur Schau trägt. Nichts ist schmählicher als ein Philosoph, der niedrigen Lastern nachjagt; denn außer der Häßlichkeit, welche die Laster an sich tragen, wird er gerade durch den Namen eines Lebensweisen S. 135 noch mehr gebrandmarkt. Und wir haben vor dem ganzen Menschengeschlecht uns zur christlichen Lebensweisheit bekannt; und deshalb muß man uns für schlechter ansehen und halten als alle Heiden, weil wir unter dem Namen eines so erhabenen Bekenntnisses leben und, obwohl zum Glauben bestellt, 1 doch nur sündigen.


  1. S. oben S. 109 Anm, 1. ↩

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