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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Salvien de Marseille (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
IV. Buch

13. Die Römer haben zwar ein besseres Sittengesetz als die Barbaren, leben aber nicht danach

Aber ich weiß, daß es sehr vielen unerträglich 1erscheint, wenn wir schlechter genannt werden als die Barbaren. Aber was bedeutet das? Es nützt doch unserer Sache nichts, wenn uns dieser Vorwurf unerträglich erscheint. Es erschwert vielmehr unsere Schuld, wenn wir uns für besser halten, da wir doch schlechter sind. "Denn wer„, sagt der Apostel, „glaubt, er sei etwas, da er nichts ist, betrügt sich selbst; der Mensch aber prüfe sein Tun.“ 2Unseren Werken müssen wir glauben, nicht unserer Meinung; der Vernunft, nicht der Sinnlichkeit; der Wahrheit, nicht unserem Wunsche. Da es also einigen unerträglich vorkommt, daß wir für schlechter oder doch nicht viel besser als die Barbaren gehalten werden, so laßt uns sehen, inwiefern wir besser sind und welchen Barbaren wir überlegen sind. Bei jedem Barbarenvolk gibt es nämlich zweierlei Arten: die Ketzer und die Heiden. Was nun das göttliche Gesetz anbelangt, sage ich, daß wir unvergleichlich besser sind als diese alle; was aber das Leben und die Lebenshaltung angeht, so muß ich mit Schmerz beklagen, daß wir S. 136 schlechter sind. Trotzdem möchten wir dies, wie schon oben gesagt, nicht vom gesamten römischen Volk behaupten. Ich nehme nämlich zunächst alle Gottgeweihten aus, dann auch einige Weltleute, die den Gottgeweihten gleich sind oder, wenn das zuviel gesagt ist, wenigstens ähnlich durch die Ehrbarkeit und Rechtschaffenheit ihrer Handlungen. Die übrigen sind entweder alle oder fast alle schuldbeladener als die Barbaren. Schuldbeladener sein, das heißt aber schlechter sein. Da es einigen unvernünftig und lächerlich vorkommt, daß wir für schlechter oder doch nicht viel besser als die Barbaren gelten sollen, so laßt uns sehen, wie schon gesagt, inwiefern wir schlechter sind und welchen Barbaren wir nachstehen. Ich behaupte also, daß außer den Römern, die ich kurz vorher genannt habe, die übrigen alle oder fast alle schuldbeladener seien und ein verwerflicheres Leben führten als die Barbaren. Du wirst vielleicht zornig, wenn du das liesest, und verurteilst das, was du liesest. Aber ich scheue deine Kritik nicht. Verurteile, wenn ich lüge; verurteile, wenn ich nicht beweise; verurteile, wenn ich nicht darlege, daß meine Behauptungen auch in der Heiligen Schrift enthalten sind! Wir halten uns also für besser als alle Völker der ganzen Welt; und ich selbst, der ich behaupte, die Römer seien in den meisten Dingen schlechter, leugne nicht, daß sie in manchen besser seien. Was, wie ich gesagt habe, das Leben und die Sünden anlangt, sind wir schlechter; was das katholische Sittengesetz anlangt, sind wir unvergleichlich besser. Aber da ist zu beachten: wenn das Gesetz gut ist, so kommt das nicht von uns; wenn aber unser Lebenswandel schlecht ist, so kommt das von uns. Und die Güte des Gesetzes nützt uns nichts, wenn unser Lebenswandel schlecht ist. Das gute Gesetz ist nämlich ein Geschenk Christi, das schlechte Leben aber fällt uns zur Last. Deswegen sind wir um so schuldiger, wenn wir ein gutes Gesetz zu hüten haben, aber schlechte Hüter sind. Oder eigentlich sind wir gar keine Hüter, weil S. 137 wir schlecht sind; denn ein schlechter Hüter kann gar nicht Hüter genannt werden. Wer eine heilige Sache nämlich nicht in heiliger Weise beobachtet, beobachtet sie überhaupt nicht; und deshalb ist das Gesetz, das wir zu beachten hätten, unser Ankläger.


  1. Dieser Satz zeigt, daß die Wertschätzung der Germanen, wie sie Salvian hegt, nicht von allen römischen und gallischen Zeitgenossen geteilt wird. Auch spätere Schriftsteller haben Salvian eine gewisse Einseitigkeit in der Beurteilung der Germanen zum Vorwurf gemacht ↩

  2. Gal. 6, 3 f. ↩

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