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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Salvien de Marseille (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
V. Buch

9. Gottes Gericht ist gerecht, wir aber erkennen es nicht

Und obwohl ein so unglückliches Schicksal drückt, wäre dieses bis zum Äußersten getriebene Elend noch erträglich, wenn nicht ein allerletztes hinzu käme. Das aber ist noch drückender und bitterer, daß sich zu diesem Unglück ein noch grausameres hinzugesellt. Sie werden nämlich wie Fremde aufgenommen; auf Grund ihres Wohnsitzes werden sie Eingeborne und nach Art der mächtigen Zauberin, welche Menschen in Tiere verwandelt haben soll, werden auch alle die, die auf den Grundstücken der Reichen Aufnahme gefunden, verwandelt wie durch die Zauberei mit dem Becher der Circe. Denn allmählich halten die Reichen die, die sie wie Flüchtlinge und Fremdlinge aufnahmen, wie Leibeigene; die offenbar Freien werden Sklaven. Und da wundern wir uns, wenn uns die Barbaren gefangen nehmen, da doch wir unsere eigenen Brüder zu Gefangenen machen! Es ist gar nicht verwunderlich, daß Städte verwüstet und zerstört werden. Lange arbeiteten wir durch Unterdrückung der Massen darauf hin, daß wir infolge von Gefangensetzung der Nächsten selbst allmählich Gefangene wurden. Nun fühlen wir - freilich viel später, als wir verdienten -, nun fühlen wir endlich am eigenen Leib, was wir getan haben; und nach den Worten der Heiligen Schrift 1genießen wir das Werk unserer Hände, und nach Gottes gerechtem Gericht bezahlen wir unsere Schulden. Wir haben uns der Verbannten nicht erbarmt: siehe, jetzt sind wir selbst verbannt; Fremde haben wir in betrügerischer Absicht aufgenommen: siehe, nun müssen wir selbst auswandern und werden betrogen. Weil es die Zeit so fordere, überlisteten wir Freigeborne: siehe, wir leben jetzt selbst auf fremdem Boden und fürchten schon solche Forderungen. O wie groß ist der Unglaube und die Blindheit eines bösen Sinnes! Wir erdulden Verurteilung nach dem Richter- S. 170 spruch Gottes und erkennen noch nicht an, daß wir verurteilt werden. Und einige Fromme wundern sich, daß durch unser Beispiel die übrigen nicht gebessert werden, die bis jetzt nichts solches zu erdulden hatten, wenn doch wir selbst, die wir bereits von Gott geschlagen werden, durch die qualvolle Strafe für unsere Ungerechtigkeit nicht besser werden. O unerträglicher Stolz! Sehr viele erdulden die Strafe für ihre Sünden, und niemand läßt sich herbei, die Gründe für die Strafe zu erkennen. Aber der Grund, der diesen Stolz erzeugt, ist klar; weil wir nämlich, auch wenn wir etwas erdulden, doch noch nicht das erdulden, was wir verdienen. Denn die Barmherzigkeit Gottes ist so groß, daß er, wenn er auch will, wir sollten etwas erleiden, uns doch nicht alles erdulden läßt, weil er die Bösen züchtigt, aber nicht das Böse vergilt; weil er lieber will, wir möchten unsere Sünden erkennen, als ihre Last aushalten, so, daß er uns durch sanfte und heilsame Rutenstreiche zeigt, was wir eigentlich auszuhalten verdienten, aber uns doch nicht die ganze verdiente Strafe auferlegt, gemäß dem Ausspruch des heiligen Apostels: „Weißt du nicht, daß die Güte Gottes dich zur Buße hinführt? Aber wegen deiner Härte und deines unbußfertigen Herzens sammelst du dir Zorn am Tage des Zornes." 2Und fürwahr, wir handeln wirklich so, wie der Apostel sagt. Gott ruft uns zur Reue, aber wir sammeln nur Zorn an. Gott lädt uns ein zur Verzeihung, und wir häufen täglich die Beleidigung. Mit unsern Sünden tun wir Gott Gewalt an, wir selbst bewaffnen den Zorn der Gottheit gegen uns. Wir zwingen Gott, wider seinen Willen unsere unmenschlichen Verbrechen zu rächen; fast ist es, als ob wir ihm nicht gestatteten, uns zu verschonen. Denn an ihm kann niemals auch nur das leiseste Anzeichen von Ungerechtigkeit haften oder in Erscheinung treten. Trotzdem handeln wir so, daß er ungerecht erscheinen könnte, wenn er unsere ungeheueren Frevel nicht bestrafte. S. 171


  1. Ps. 127, 2. ↩

  2. Röm. 2, 4 f. ↩

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