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Œuvres Salvien de Marseille (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
VI. Buch

2. Das Volk sündigt durch den Besuch grausamer Schauspiele und die Teilnahme an heidnischem Aberglauben

Und was für eine Hoffnung auf Besserung, so frage ich, ist bei uns vorhanden, bei uns, die wir nicht durch eine irrtümliche Meinung zum Bösen hingeführt werden, sondern im Eifer unseres schlechten Willens uns bestreben, immer schlechter zu erscheinen? Und das ist der Grund, warum ich schon längst geklagt habe, daß wir viel schlechter sind als die Barbaren, weil diese ihre Unkenntnis des Gesetzes entschuldigt, uns aber die Kenntnis des Gesetzes anklagt. Jene lieben aus Unkenntnis der Wahrheit, weil sie nicht wissen, was gut ist, das Böse statt des Guten; da wir die Kenntnis der Wahrheit haben, wissen wir sehr wohl, was gut ist. 1Zuerst gibt es fast kein Verbrechen und keine Schandtat, die nicht in Schauspielen vorkommen: dort ist es höchstes Entzücken, wenn Menschen sterben oder, was noch schrecklicher und furchtbarer ist als der Tod, zerrissen werden, wenn der Wanst der wilden Tiere mit Menschenfleisch sich füllt; wenn Menschen zur Freude der Zuschauer und zum Vergnügen der Umstehenden verschlungen werden, so werden sie fast ebenso sehr S. 180 durch die Blicke der Menschen als von den Zähnen der wilden Tiere aufgefressen. Und die Kosten davon fallen dem ganzen Reiche zu; denn mit großer Sorgfalt wird das betrieben und vorbereitet. Man sucht verborgene Orte auf, man durchforscht unwegsame Waldtäler; unentwirrbares Walddickicht wird durchstreift, die wolkentragenden Alpen werden erstiegen, die tiefsten Täler durchwandert; und damit Menschenfleisch von wilden Tieren verschlungen werden kann, darf die ganze Natur kein Geheimnis mehr haben. Aber das, so wendest du ein, geschieht nicht immer. Sicherlich. Es ist auch eine herrliche Entschuldigung für einen Irrtum, daß dieser nicht immer geschieht. Als ob überhaupt jemals geschehen dürfte, was Gott verletzt, oder das Böse deshalb gut würde, weil es nicht immer geschieht. Denn auch die Mörder töten nicht immer Menschen und sind dennoch Mörder, auch dann, wenn sie nicht töten, eben, weil sie sich bisweilen mit Mord beflecken. Und alle Räuber rauben nicht immer; aber sie hören dennoch nicht auf, Räuber zu sein, weil sie ihrer Gesinnung nach auch dann nicht vom Raub abstehen, wenn sie gerade in der Tat keinen Raub begehen. So sind alle die, die an solchen Schaustellungen Freude haben, auch dann in ihrem Herzen nicht unschuldig an den Freveln dieser Schauspiele, wenn sie gerade nicht zuschauen; denn sie möchten ja immer dabei sein, wenn sie nur könnten. Aber das ist nicht das einzige; es gibt noch anderes, Wichtigeres. Was denn? Halten nicht auch heute noch die Konsuln Hühner wie gottesfrevlerische Heiden? Und werden nicht Weissagungen aus dem Vogelflug zu gewinnen gesucht? Und geschieht nicht fast alles, was einstmals sogar die alten Heiden für albern und lächerlich hielten? Und da dieses alles gerade die tun, die den Jahren den Namen geben, und mit denen das neue Jahr seinen Anfang nimmt, wie können wir da glauben, daß die Jahre gut für uns weitergehen, die mit solchen Dingen beginnen? Und wenn doch, wie dies nur wegen der Konsuln ge- S. 181 schieht, dadurch auch nur die geschändet würden, für die es geschieht! Das Verderblichste und Schwerwiegendste ist vielmehr das: Weil es mit Einwilligung aller geschieht, wird die Ehrung von ganz Wenigen allen zum Verbrechen; und so entflieht beinahe niemand in der ganzen Welt der Schuld, obwohl jedes Jahr nur zwei Konsuln ihr Amt antreten.


  1. Die Überlieferung ist hier lückenhaft. Nach den Worten „quae sint bona, optime novimus„ folgt noch „modis“. Die zwischen nov. und mod. fehlenden Worte sind von den Herausgebern und Kritikern verschiedentlich ergänzt worden. Zuletzt hat C. Brakman a.a.O. S. 169 die ansprechende, freilich auch nicht sichere Ergänzung vorgeschlagen. Quae s. b. opt. nov. Quae sunt mala facimus omnibus modis. ↩

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