5. Die Christen vergelten das Opfer des Erlösers mit Lastern
Christus also (o ungeheuerlicher Wahnsinn!), Christus bieten wir Zirkusspiele und Mimen an; Christus geben wir für seine Wohltaten die Scheußlichkeiten der Theater; Christus bringen wir die Opfer schändlichster Spiele dar! Natürlich hat uns das unser für uns im Fleisch geborener Heiland gelehrt; das hat er entweder selbst oder durch den Mund der Apostel verkündigt! Deshalb unterzog er sich der Niedrigkeit menschlicher Geburt und nahm die Demütigung irdischen Ursprungs auf sich. Deshalb lag er in der Krippe, er, dem die Engel dienten, während er dalag. Deshalb wollte er sich in armselige Windeln wickeln lassen, er, der in Windeln den Himmel regierte. Deshalb hing er am Kreuzesholz, und die Welt fürchtete den Hangenden. „Euretwegen", sagt der Apostel, „ist er arm geworden, da er reich war, damit ihr durch seine Armut reich würdet." 1Und weiter sagt er: „Und obgleich er in der Gestalt Gottes war, hat er sich bis zum Tode erniedrigt, ja bis zum Tode am Kreuze." 2Das hat uns also jedenfalls Christus gelehrt, als er solches für uns erduldete. Herrliche Vergeltung lassen wir seinem Leiden zuteil werden, indem wir, da wir durch seinen Tod Erlösung gewannen, S. 186 ihm ein schändliches Leben dafür zurückzahlen, „Es erschien nämlich", sagt der heilige Apostel Paulus, „die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, und sie erzieht uns, der Gottlosigkeit und allen weltlichen Lüsten zu entsagen und in der jetzigen Welt nüchtern und gerecht und gottselig zu leben in Erwartung der seligen Hoffnung und der Ankunft der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus, der sich für uns hingab, um uns von aller Ungerechtigkeit zu erlösen und für sich ein Volk zu reinigen, das ihm angenehm, guter Werke beflissen ist," 3Wo sind sie, die das tun, weswegen nach dem Worte des Apostels Christus gekommen ist? Wo sind sie, die weltliche Wünsche fliehen, wo sie, die ein frommes und gerechtes Leben führen, die durch gute Werke zeigen, daß sie die Hoffnung auf Seligkeit hegen und ein unbeflecktes Leben führen und gerade dadurch beweisen, daß sie das Reich Gottes erwarten, indem sie sich es verdienen? „Jesus Christus, der Herr, kam", so heißt es, „um sich selbst ein angenehmes Volk zu reinigen, ein Volk, das nach guten Werken strebt." Wo ist jenes reine Volk? Wo ist jenes angenehme Volk? Wo ist das Volk der guten Werke, wo das Volk der Heiligkeit? „Christus", sagt die Heilige Schrift, „hat für uns gelitten und uns ein Beispiel hinterlassen, auf daß wir seinen Fußtapfen folgen." 4Natürlich, wir folgen den Fußtapfen des Heilands in den Zirkusspielen; wir folgen seinen Fußtapfen in den Theatern! Ein solches Beispiel hat uns Christus hinterlassen, von dem wir lesen, daß er geweint, nicht aber, daß er gelacht habe. Und beides für uns: denn weinen zeugt von Trauer der Seele, lachen von Verderbnis der Zucht. Und deshalb sagt er; „Weh euch, die ihr lacht, denn ihr werdet weinen!" Und: „Selig, S. 187 die ihr weint, denn ihr werdet lachen!" 5Uns aber genügt es nicht, zu lachen und uns zu freuen; wir müssen uns in Sünden und irgendeinem Wahnsinn freuen; unser Lachen muß mit Unsittlichkeit und mit Lastern gemischt sein.
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2 Kor. 8, 9. Statt pauper hat die Vulgata egenus, statt honestaremini hat sie divites essetis ↩
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Phil. 2, 6. 8. ↩
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Tit. 2, 11-14. ↩
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1 Petr. 2, 21, Statt nobis und sequamur hat die Vultf. vobis und sequamini ↩
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Luk, 6, 25. 21. Salvian hat: Vae vobis, qui ridetis, quoniam flebitis. Die Vulgata: V. v. qui r. nunc, qui lugebitis et flebitis. Ferner hat Salvian: beati, qui fletis, quoniam ridebitis; die Vulgata setzt nach qui „nunc" und statt quoniam „quia". ↩