6. Der Besuch der Schauspiele verstößt gegen die Grundlage des Glaubensbekenntnisses
Was ist das, so frage ich, für ein Irrtum, was für eine Torheit? Können wir uns etwa nicht beständig freuen und lachen, ohne unser Lachen und unsere Freude zu einem Verbrechen zu machen? Oder halten wir eine Freude für etwas Fruchtloses, und freut es uns nicht, zu lachen, ohne ein Verbrechen zu begehen? Was für eine Sünde, so frage ich, was für ein Wahnsinn! Lachen wir, so bitte ich, so maßlos, wie wir wollen; freuen wir uns so dauernd wie möglich, wenn es nur in Unschuld geschieht! Welche Torheit, welcher Wahnsinn, zu glauben, Lachen und Freude seien nicht so viel wert, wenn sie nicht eine Beleidigung Gottes in sich schließen! Das ist eine Sünde, und zwar eine sehr große! Denn in den Schauspielen liegt gewissermaßen ein Abfall vom Glauben und ein todbringendes Abirren von den heiligen, in seinem Symbolum beschworenen Eiden, Denn welches ist bei der heilbringenden Taufe der Christen das erste Bekenntnis? Was anders, als daß dem Teufel und seiner Pracht und seinen Schauspielen und seinen Werken feierlich widersagt wird? Schauspiele und Gepränge sind sogar nach unserem Bekenntnis Werke des Teufels, Wie kannst du also, o Christ, nach der Taufe in Schauspiele gehen, die du als Teufelswerk bekannt hast? Du hast einmal dem Teufel und seinen Schauspielen S. 188 widersagt und deshalb mußt du einsehen, daß du mit Wissen und Willen zum Teufel zurückkehrst, wenn du ins Theater gehst. Beidem hast du nämlich gleichzeitig widersagt, und beides hast du für ein und dasselbe erklärt. Wenn du zu einem zurückkehrst, bist du zu beidem gekommen. Ich widersage, so sprichst du, dem Teufel, seiner Pracht, seinen Schauspielen, seinen Werken. Und was dann? Ich glaube, sagst du, an Gott, den allmächtigen Vater, und an Jesus Christus, seinen Sohn. Zuerst widersagt man also dem Teufel und bekennt den Glauben an Gott, weil der, der nicht dem Teufel widersagt, nicht an Gott glaubt; und so verläßt der Gott, der zum Teufel zurückkehrt. Der Teufel aber ist in den Schauspielen und in ihrem Gepränge; und deswegen verlassen wir den Glauben an Christus, wenn wir zu den Schauspielen des Teufels zurückkehren. Auf diese Weise werden alle Eide des Glaubensbekenntnisses gebrochen; und alles, was im Glaubensbekenntnis sonst noch folgt, kommt ins Schwanken und Fallen. Denn nichts vom Späteren bleibt stehen, wenn die Grundlage nicht fest steht. Sag du selbst, Christ, auf welche Weise du die folgenden Punkte des Glaubensbekenntnisses zu halten gedenkst, wenn du seine grundlegenden Wahrheiten aufgegeben hast? Die Glieder sind ohne das Haupt zu nichts nütze und weisen auf ihren Ausgangspunkt zurück; wenn sie also zugrunde gehen, reißen sie alles mit ins Verderben; denn, wenn der Hauptstamm gefallen ist, so ist alles Übrige überhaupt nicht mehr, oder, wenn es doch noch besteht, ist es ohne Nutzen, weil ohne das Haupt nichts besteht, Wer deshalb das Verbrechen, in die Schauspiele zu gehen, für leicht hält, beachte all das, was wir gesagt haben; und er wird sehen, in den Schauspielen liegt nicht Vergnügen, sondern der Tod. Denn den Ursprung des Lebens verlieren, was heißt das anders als dem Tod verfallen? Wo die Grundlage des Glaubensbekenntnisses zerstört wird, wird das Leben selbst erstickt. S. 189