7. Die Schauspiele werden den Kirchen vorgezogen
Wieder ist es notwendig, zu der Frage zurückzukehren, die wir schon oft stellten: Gibt es Ähnliches bei den Barbaren? Wo gibt es bei ihnen Zirkusspiele, wo Theater, wo das Laster der Unreinheit in den verschiedenen Formen, wo also den Tod unserer Hoffnung und unseres Heiles? Aber auch, wenn sie - bei Heiden ist ja das möglich - solchen Genüssen nachgingen, so wäre Schuld und Irrtum bei dieser Beleidigung Gottes doch geringer; denn wenn auch die Unkeuschheit der Augen vorhanden wäre, so doch nicht Abirrung von beschworenem Gelöbnis. Was können wir da für uns als Entschuldigung anführen? Wir halten das Glaubensbekenntnis fest und zerstören es; wir bekennen uns zum Geschenk des Heils und verleugnen es zu gleicher Zeit. Wo ist da unser Christentum, da wir nur dazu das Sakrament des Heils empfangen, um hernach nur um so ärger durch den Mißbrauch zu sündigen? Wir ziehen die Schauspiele den Kirchen Gottes vor, wir verachten die Altäre und ehren die Theater; alles endlich lieben, alles verehren wir: nur Gott ist uns im Vergleich zu allem anderen von geringem Wert. Neben allen anderen Beweisen ist auch diese Tatsache eine Bestätigung meiner Behauptung. Wenn es sich nämlich trifft, was natürlich oft der Fall ist, daß am gleichen Tag ein Kirchenfest und öffentliche Spiele gefeiert werden, so frage ich alle auf ihr Gewissen, welcher Ort eine größere Menge christlicher Männer sieht, der Zuschauerraum der öffentlichen Spiele oder das Haus Gottes, und ob alle lieber in die Kirche eilen als ins Theater und die Reden der Evangelien mehr lieben als die der Chortänzer, mehr die Worte des Lebens als die des Todes, mehr die Worte Christi als die des Mimen. Es ist kein Zweifel, daß wir das mehr lieben, was wir vorziehen. Denn an allen Tagen, an denen die verderblichen Spiele stattfinden - S. 190 gleichgültig, welche Kirchenfeste gefeiert werden -, kommen die, die sich Christen heißen, nicht in die Kirche; sondern, wenn solche, die aus Unwissenheit zufällig kamen, hören, daß Spiele sind, verlassen sie die Kirche wieder, auch wenn sie schon drinnen sind. Der Tempel Gottes wird verachtet, damit man ins Theater laufen kann. Die Kirche leert sich, der Zirkus wird voll: Christus lassen wir am Altar im Stich, um ehebrecherisch mit unlauteren Blicken die Augen an der Unkeuschheit der Spiele zu weiden. Und deshalb sagt Gott der Herr ganz mit Recht zu uns: „Wegen eurer Unlauterkeit seid ihr verbannt und fortgejagt worden.„ Und wieder: "Es sollen verheert werden die Altäre dieses Gelächters.“ 1
-
Die Herkunft dieser Stellen ist noch nicht festzulegen. ↩