14. Überall mußte die Blindheit der Bewohner den Untergang herbeiführen
Ich habe nun von den ausgezeichnetsten Städten gesprochen. Was läßt sich von den übrigen, in verschiedenen Teilen Galliens gelegenen Städten sagen? Sind sie nicht infolge ganz ähnlicher Laster ihrer Bewohner untergegangen? Denn so hat das Verbrechen von allen Besitz ergriffen, daß sie nicht einmal ihre eigene Ge- S. 204 fahr fürchteten. Man sah die Gefangenschaft voraus, aber man fürchtete sie nicht. Die Furcht war den Sündern dahingeschwunden, damit sie ihnen nicht ein Schutz sein könnte. Daher ließen sich die Barbaren fast unter den Augen aller nieder, und trotzdem fürchtete sich niemand; keine Stadt wurde bewacht. So groß war die Blindheit des Geistes oder besser gesagt die der Sünde, daß keiner etwas tat, um den Untergang aufzuhalten, obwohl zweifellos keiner untergehen wollte. Überall herrschte Sorglosigkeit und Trägheit, überall Nachlässigkeit und Schwelgerei, überall Trunkenheit und Schlafsucht, gemäß jenem Wort, das für solche geschrieben steht: „Schlaf vom Herrn war über sie hereingebrochen." 1Schlaf wird nämlich eingeflößt, damit das Verderben folgen kann. Wenn nämlich, wie geschrieben steht, ein Sünder nach Vollendung seiner Ungerechtigkeit den Untergang verdient, wird die Vorsicht von ihm genommen, daß er nicht im Augenblick des Untergangs noch entrinne. 2So viel über diese Dinge! Denn klar genug habe ich nach meiner Meinung meine Behauptung bewiesen, daß nämlich nicht einmal im größten Unglück die Laster der Bürger jemals aufgehört hätten, bis zur Vernichtung ihrer Städte.