• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Salvian (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
VII. Buch

2. Auch durch andere Laster sind die Römer schlechter als die Barbaren, die jetzt mit Recht die herrlichsten Länder besitzen

Aber da wir so lange von den Spielen und den öffentlichen Schändlichkeiten gesprochen haben, möchte man vielleicht glauben, daß wir nur insofern schlechter seien als die Barbaren, als jene solche nicht veranstalten, während wir es tun. Im übrigen aber befleckten wir uns nicht so mit den Verbrechen fleischlicher Lust und mit dem Schmutz unheilvoller Unzucht. Vergleichen wir, wenn es gestattet ist, auch in diesem Punkt die Römer mit den übrigen Nationen! Und schwerlich können sie mit irgend welchen Völkern besser verglichen werden als mit denen, die Gott mitten in den römischen Staat hineinstellte und zu Besitzern und Herrn des römischen Bodens machte. Obwohl über die Gerichte Gottes nicht gestritten werden kann, wollen wir doch sehen, ob Gott, als er uns den besten Teil unseres Eigentums genommen und den Barbaren gegeben, mit Recht jenen gegeben hat, was er uns genommen und jenen gegeben hat. Niemand S. 216 zweifelt, daß die Aquitanier und Neunvölkerstämme 1in fast allen Teilen Galliens das Mark und den Kern aller fruchtbaren Gebiete inne haben; und nicht nur fruchtbares Land besitzen sie, sondern auch, was bisweilen der Fruchtbarkeit vorgezogen wird, ein angenehmes, ein schönes, ein genußreiches Land. So reich ist hier die ganze Gegend mit Weinbergen durchzogen oder von blühenden Wiesen bedeckt oder durch Äcker belebt oder mit Obstbäumen besät oder durch Haine lieblich verschönt oder von Quellen berieselt oder von Flüssen durchströmt oder von Saatfeldern bekränzt, daß die Besitzer und Herren eines solchen Landes wahrhaftig nicht nur einen Teil dieses Erdbodens inne zu haben scheinen, sondern das Abbild des Paradieses. Was aber geschah nach all diesem? Ohne Zweifel hätten die Gott eifrig dienen sollen, die er vorzugsweise mit überreichen Gaben und Wohltaten bedacht hatte. Was wäre richtiger und würdiger gewesen, als daß die, denen Gott allem Anschein nach durch seine Gaben sozusagen ganz besonders gefallen wollte, auch ihrerseits durch Gottesdienst und Frömmigkeit Gottes Wohlgefallen hätten erwecken wollen, besonders da Gott von uns nichts Drückendes, nichts Schweres fordert. Er ruft uns nämlich nicht zum Pflug oder zur Hacke, nicht zum Aufbrechen des Bodens und zum Umgraben der Weinberge; er fordert endlich nicht das von seinen Dienern, was wir von den unsrigen verlangen; denn was sagt er? „Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen; und ihr werdet Ruhe finden für euere Seelen; denn mein Joch ist süß und meine Bürde ist leicht“. 2 S. 217 Gott ruft uns also nicht zur Mühe, sondern zur Erquickung. Denn was fordert er von uns, was sollen wir ihm nach seinem Befehl anderes schenken als einzig und allein den Glauben, die Keuschheit, die Demut, die Nüchternheit, die Barmherzigkeit, die Heiligkeit? All das drückt uns nicht, sondern schmückt uns. Und nicht nur das; sondern deswegen schmücken diese Tugenden das gegenwärtige Leben, um das zukünftige noch mehr schmücken zu können. O guter, o gnädiger, o unermeßlich barmherziger Herr! Der uns darum in der Gegenwart die Gaben der Gottverbundenheit verleiht, um nachher sogar die Geschenke uns zu vergelten, die er jetzt spendet. So hätten ohne Zweifel die Aquitanier sein müssen, und zwar, wie gesagt, in ganz besonderem Maße so, weil sie ganz besondere Gaben Gottes besaßen. Und was kam nach all diesem? Was erfolgte darauf? Was anders als gerade das Gegenteil? In fast allen Teilen Galliens sind sie wie die ersten an Reichtum so die ersten auch an Lasterhaftigkeit. Denn nirgends gibt es ruchlosere Vergnügungen, nirgends ein schmutzigeres Leben, nirgends verderbtere Zucht, Eine solche Vergeltung erstatteten sie dem Herrn für seine heiligen Wohltaten, daß sie in eben dem Maße, als er sie durch seine Guttaten zur Versöhnung anlocken wollte, sich Mühe gaben, ihn durch ihre Laster zu erbittern.


  1. Sie bewohnten die Landschaft Novempopulana, heute etwa die Gascogne; die Hauptstadt war Civitas Ausciorum; das Gebiet entspricht ungefähr dem alten Aquitanien zur Zeit Caesars. Einige dieser Völker sind; die Auscii, die Elusates, die Benarnenses, die Convenae ↩

  2. Matth. 11, 28 ff. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (194.00 kB)
  • epubEPUB (185.28 kB)
  • pdfPDF (628.49 kB)
  • rtfRTF (518.07 kB)
Translations of this Work
Von der Weltregierung Gottes (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy