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Die Prozeßeinreden gegen die Häretiker (BKV)
22. Kap. Wollte man noch außerhalb der apostolischen Tradition Wahrheit suchen, so müßte man annehmen, Christus habe nicht allen Aposteln seine ganze Lehre mitgeteilt, oder diese hätten ihrerseits einiges als Geheimlehre für sich behalten.
Da jedoch diese Beweisführung so bündig ist, daß sofort, wenn sie vorgebracht wird, keine weitere Verhandlung1 mehr notwendig ist, so wollen wir einstweilen, gerade als hätten wir sie noch nicht vorgebracht, der Gegenpartei noch Raum geben, wenn sie glaubt, irgend etwas auftreiben zu können, um diese Einrede zu entkräften. Ihre gewöhnliche Ausrede ist: Die Apostel hätten nicht alles gewußt; von derselben Verblendung getrieben, in der sie das Oberste zu unterst kehren, sagen sie: Die Apostel hätten zwar alles gewußt, aber nicht allen alles mitgeteilt und hängen mit jeder der beiden Behauptungen Christus einen Tadel an, entweder er habe zu wenig unterwiesene oder er habe zu wenig aufrichtige Leute als Apostel ausgesendet. Welcher Mensch von gesunden Sinnen kann nun glauben, irgend etwas sei denen unbekannt geblieben, welche uns der Herr zu Lehrern gegeben hat, die er als unzertrennliche Gefährten in seinem Gefolge, in seinem Unterricht, in seiner Lebensgemeinschaft bei sich hatte, welchen er alles Dunkle noch besonders zu erklären pflegte, indem er S. 328sagte, ihnen sei es gegeben, die Geheimnisse kennen zu lernen, welche dem Volke zu verstehen nicht gegeben sei! Ist dem Petrus etwas verborgen geblieben, ihm, welcher der Fels zum Aufbau der Kirche genannt wurde, der die Schlüssel des Himmelreichs erhielt und die Gewalt, im Himmel und auf Erden zu binden und zu lösen?2 Und dem Johannes, dem geliebtesten Jünger des Herrn, der an seiner Brust lag, dem der Herr allein den Verrat des Judas vorher anzeigte, den er an seiner Stelle Maria als Sohn empfahl, ist ihm wohl etwas verborgen geblieben? Was hätte er denen verheimlichen wollen, welchen er gewährte, sogar seine Herrlichkeit zu schauen, und Moses mit Elias, und dazu die Stimme des Vaters vom Himmel zu vernehmen? Nicht, als wenn er die übrigen damit zurückgesetzt hätte, sondern weil bei der Aussage dreier Zeugen jegliche Sache feststeht3. Es sind dann auch wohl diejenigen unwissend geblieben, welchen er nach der Auferstehung unterwegs alle Schriften auf zuschließen sich würdigte4. - Er hatte allerdings früher einmal geäußert: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es noch nicht tragen“, doch fügte er gleich hinzu: „Wenn jener Geist der Wahrheit gekommen sein wird, der wird euch in alle Wahrheit einführen“5. Damit gibt er hinlänglich zu erkennen, daß nichts denen unbekannt geblieben sei, welchen er verspricht, daß sie durch den Geist der Wahrheit in den Besitz aller Wahrheit gelangen sollen. Und er hat in der Tat auch seine Verheißung erfüllt, da die Apostelgeschichte die Herabkunft des Hl. Geistes bestätigt. Diejenigen, welche dieses Buch der Schrift nicht annehmen, die können auch nicht des Hl. Geistes sein, als solche, die noch nicht imstande sind, den den Schülern gesendeten Hl. Geist zu erkennen. Ebensowenig können sie dann aber auch behaupten, sie seien die Kirche6, da sie kein Mittel haben, um zu zeigen, wann S. 329dieser Leib7 gegründet worden und welches seine Wiege sei8. Daß sie keine Beweise für die von ihnen verteidigten Lehren haben, daran liegt ihnen gar nichts9; wenn nur zugleich den Widerlegungen10 der von ihnen vorgebrachten Lügen die Zulassung versperrt wird.
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retractare heißt, wie eine Menge von Stellen beweist, verhandeln, nicht Bedenken haben. ↩
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Matth. 16, 18. ↩
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Ebd. 18, 16. ↩
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die Jünger auf dem Weg nach Emmaus. ↩
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Joh. 16, 12 f. ↩
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Nach der Lesart des Argobardinus und Leidensis: sed nec ecclesiam se defendere (sc. possunt); esse ist wie oft bei T. ausgelassen. s. Hoppe 144. In der anderen Lesart: sed nec ecclesiam se dicant defendere ist offenbar „dicant“ eigeschoben und dadurch der Sinn entstellt worden. ↩
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die Kirche. ↩
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da sie die Apostelgeschichte nicht anerkennen. ↩
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Tanti est wird meistens (auch von Aubespine) unrichtig erklärt. Es entspricht unserer vulgären Redensart: Das gilt mir keinen Pfifferling. ↩
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traductiones die Widerlegung, Überführung. Vgl. adv. Prax. 1 traductae; de anima 1 traducit. ↩
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The Prescription Against Heretics
Chapter XXII.--Attempt to Invalidate This Rule of Faith Rebutted. The Apostles Safe Transmitters of the Truth. Sufficiently Taught at First, and Faithful in the Transmission.
But inasmuch as the proof is so near at hand, 1 that if it were at once produced there would be nothing left to be dealt with, let us give way for a while to the opposite side, if they think that they can find some means of invalidating this rule, just as if no proof were forthcoming from us. They usually tell us that the apostles did not know all things: (but herein) they are impelled by the same madness, whereby they turn round to the very opposite point, 2 and declare that the apostles certainly knew all things, but did not deliver all things to all persons,--in either case exposing Christ to blame for having sent forth apostles who had either too much ignorance, or too little simplicity. What man, then, of sound mind can possibly suppose that they were ignorant of anything, whom the Lord ordained to be masters (or teachers), 3 keeping them, as He did, inseparable (from Himself) in their attendance, in their discipleship, in their society, to whom, "when they were alone, He used to expound" all things 4 which were obscure, telling them that "to them it was given to know those mysteries," 5 which it was not permitted the people to understand? Was anything withheld from the knowledge of Peter, who is called "the rock on which the church should be built," 6 who also obtained "the keys of the kingdom of heaven," 7 with the power of "loosing and binding in heaven and on earth?" 8 Was anything, again, concealed from John, the Lord's most beloved disciple, who used to lean on His breast 9 to whom alone the Lord pointed Judas out as the traitor, 10 whom He commended to Mary as a son in His own stead? 11 Of what could He have meant those to be ignorant, to whom He even exhibited His own glory with Moses and Elias, and the Father's voice moreover, from heaven? 12 Not as if He thus disapproved 13 of all the rest, but because "by three witnesses must every word be established." 14 After the same fashion, 15 too, (I suppose,) were they ignorant to whom, after His resurrection also, He vouchsafed, as they were journeying together, "to expound all the Scriptures." 16 No doubt 17 He had once said, "I have yet many things to say unto you, but ye cannot hear them now;" but even then He added, "When He, the Spirit of truth, shall come, He will lead you into all truth." 18 He (thus) shows that there was nothing of which they were ignorant, to whom He had promised the future attainment of all truth by help of the Spirit of truth. And assuredly He fulfilled His promise, since it is proved in the Acts of the Apostles that the Holy Ghost did come down. Now they who reject that Scripture 19 can neither belong to the Holy Spirit, seeing that they cannot acknowledge that the Holy Ghost has been sent as yet to the disciples, nor can they presume to claim to be a church themselves 20 who positively have no means of proving when, and with what swaddling-clothes 21 this body was established. Of so much importance is it to them not to have any proofs for the things which they maintain, lest along with them there be introduced damaging exposures 22 of those things which they mendaciously devise.
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Expedita. ↩
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Susam rursus convertun. ↩
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Magistros. ↩
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Mark iv. 34. ↩
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Matt. xiii. 11. ↩
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Matt. xvi. 18. [See Kaye p. 222, also Elucidation II.] ↩
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Ver. 19. ↩
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Ver. 19. ↩
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John xxi. 20. ↩
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John xiii. 25. [N.B. loco suo.] ↩
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John xix. 26. ↩
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Matt. xvii. 1-8. ↩
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Reprobans. ↩
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Deut. xix. 15, and 2 Cor. xiii. 1. ↩
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Itaque, ironical. ↩
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Luke xxiv. 27. ↩
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Plane. ↩
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John xvi. 12, 13. ↩
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See Tertullian's Anti-Marcion, iv. 5, and v. 2 (Trans. pp. 187 and 377). ↩
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Nec ecclesiam se dicant defendere. ↩
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Incunabulis, infant nursing. ↩
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Traductiones. ↩