37. Kap. Die Häretiker stehen also ganz außerhalb der Kirche und haben gar kein Recht, sich der Hl. Schrift zu ihren Gunsten zu bedienen.
Wenn sich das alles nun s o verhält, und die Wahrheit uns zuerkannt werden muß, die wir in derjenigen Glaubensregel wandeln, welche die Kirchen von den Aposteln, die Apostel von Christus, Christus von Gott empfangen hat, so steht auch unser anfänglicher Satz als begründet fest, welcher besagte, daß die Häretiker zur Einlegung einer Berufung auf die Hl. Schrift gar nicht zugelassen werden dürfen, da wir ohne die Schrift beweisen, daß die Schrift sie gar nichts angehe. Denn wenn sie Häretiker sind, so können sie keine Christen sein, da sie die Lehren, welchen sie nach eigener Wahl anhangen und weshalb sie sich den Namen Häretiker gefallen lassen müssen, nicht von Christus erhalten haben. Als Nichtchristen erlangen sie daher keinerlei S. 347Eigentumsrecht an den christlichen Schriften. Wie sie es verdienen, muß man ihnen vorhalten: Wer seid ihr denn eigentlich? Wann und woher seid ihr gekommen? Was macht ihr auf meinem Grund und Boden, da ihr nicht zu den Meinigen gehört? Mit welchem Recht, Marcion, fällst du denn eigentlich meinen Wald? Wer erlaubt dir, Valentinus, meine Quellen anders zu leiten? Wer gibt dir, Apelles, die Macht, meine Grenzen zu verrücken? Das Besitztum gehört mir! Wie könnt ihr übrigen hier nach eurem Gutdünken säen und weiden? Mein ist das Besitztum, ich besitze es von jeher, ich habe es zuerst besessen, ich habe sichere Übertragungstitel von den ersten Eigentümern selbst, denen die Sache gehört hat. Ich bin Erbe der Apostel! Wie sie es in ihrem Testamente angeordnet, wie sie den Fideikommiß errichtet, wie sie es beschworen haben, so bin ich Besitzer; euch haben sie sicher auf immer enterbt und ganz verstoßen, wie Fremdlinge, wie Feinde! Aus welchem andern Grunde aber sollten die Häretiker für die Apostel Fremdlinge und Feinde sein, als wegen der Verschiedenheit ihrer Lehre, die jeder einzelne von ihnen nach seinem Belieben mit feindlicher Tendenz gegen die Apostel entweder selbst zutage gefördert oder von andern angenommen hat.
