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Vierundzwanzig Unterredungen mit den Vätern (BKV)
23. Antwort, daß durch das natürliche Gesetz die Menschen schon von Anfang an der Verurtheilung und Strafe unterworfen waren.
Serenus: Gott hat bei der Erschaffung des Menschen diesem die ganze Kenntniß des Gesetzes von Natur aus eingepflanzt, und wenn der Mensch diese, gemäß der Absicht Gottes, wie Anfangs bewahrt hätte, so wäre es nicht nöthig gewesen, ein anderes zu geben, das nachher schriftlich S. a535 veröffentlicht wurde; denn es war ja überflüssig, von aussen ein Heilmittel zu bieten, das noch im Innern eingepflanzt und lebendig war. Aber weil dieses, wie gesagt, ganz verdorben war durch die Freiheit und die Gewohnheit zu sündigen, da wurde als sein Bann- und Zwingherr, als sein Rächer und, um mit der hl. Schrift zu reden, auch als sein Beihelfer der strenge Entscheid des mosaischen Gesetzes gegeben, damit wenigstens in der Furcht vor der gegenwärtigen Strafe die gute Gabe des natürlichen Wissens nicht völlig ausgetilgt werde, nach dem Ausspruche des Propheten, der sagt: „Er gab das Gesetz zur Hilfe.“ 1 So heißt es denn auch beim Apostel ein Erzieher, 2 der gleichsam den Kindern gegeben ist, sie zu unterrichten und zu bewahren, damit sie nicht von jener Lehre, in der sie von Natur aus unterrichtet waren, durch Vergeßlichkeit abweichen möchten. Daß nun den Menschen alle Kenntniß des Gesetzes vom Anfang der Erschaffung her eingegossen war, beweist sich klar daraus, daß, wie wir wissen, schon vor dem Gesetz, ja schon vor der Sündfluth, alle Heiligen die Gebote des Gesetzes hielten ohne die Lesung des geschriebenen Gesetzes. Denn wie hätte Abel, da noch kein Gesetz da war, wissen können, daß er Gott von den Erstlingen seiner Schafe und von dem Fette derselben ein Opfer bringen müsse, wenn ihn das nicht ein von Natur aus ihm eingepflanztes Gesetz gelehrt hätte? Wie hätte Noe unterscheiden können, was ein reines und unreines Thier sei, als das unterscheidende Gesetzesgebot noch nicht gegeben war, wenn er nicht durch das natürliche Wissen wäre unterrichtet gewesen? Woher hat Enoch gelernt mit Gott zu wandeln, da er keine Erleuchtung durch Gesetz von irgend Jemand überkommen hatte? Wo hatten Sem und Japhet gelesen: „Du sollst die Schande deines Vaters nicht aufdecken,“ so daß sie rückwärts hingehend die Scham des Vaters verhüllten? Woher war Abraham belehrt, der Beute, die ihm angeboten wurde, zu entsagen, S. a536 um so ja keinen Lohn für seine Anstrengung zu nehmen? Oder warum gab er dem Priester Melchisedech den Zehnten, der durch das Gesetz des Moses vorgeschrieben ist? Woher hat eben dieser Abraham, woher Lot, als das evangelische Gebot noch nicht sein Licht verbreitete, den Wanderern und Fremdlingen die Fußwaschung, und was sonst die Menschlichkeit fordert, unter Bitten angeboten? Woher hat Job eine solche Ehrfurcht des Glaubens, eine so reine Keuschheit, eine solche Kenntniß der Demuth, Sanftmuth, Barmherzigkeit und Menschenliebe erlangt, wie wir sie jetzt nicht einmal von Denen, welche die Evangelien auswendig wissen, erreicht sehen? Von welchem Heiligen lesen wir, daß er vor dem Gesetz irgend ein Gebot des Gesetzes verletzt habe? Wer von ihnen hat nicht das Wort bewahrt: „Höre. Israel: der Herr dein Gott ist Einer“? Wer von ihnen hat es nicht gehalten: „Du sollst dir kein Bildniß machen noch irgend ein Gleichniß von dem, was im Himmel ist oder was auf Erden oder im Gewässer unter der Erde“? Wer von ihnen hat nicht beachtet das Gebot: „Ehre deinen Vater und deine Mutter,“ oder die folgenden: „Du sollst nicht tödten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugniß geben, sollst nicht begehren deines Nächsten Weib“ — und andere, viel größere als diese, wodurch sie nicht nur den Geboten des Gesetzes, sondern selbst jenen des Evangeliums zuvorkamen? 3
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Is. 8 (LXX). ↩
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Galat. 3, 24. ↩
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Serenus hat sich auch in diesem Kapitel öfter ungenau ausgedrückt. So will er mit der Behauptung, daß Gott dem Menschen bei der Erschaffung die ganze Kenntniß des Gesetzes einpflanzte, gewiß keinen eigentlichen Ontologismus, und trotz des wiederholten „naturaliter“ auch keinen Naturalismus lehren, bei welchem die übernatürliche Begabung und Kenntniß des ersten Menschen zu kurz käme. — Auch seine Behauptung von dem völligen Verderben (penitus corrupta) des natürlichen Gesetzwissens ist wohl nicht so streng gemeint, daß sie der wahren katholischen Lehre widersprechen würde. ↩
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Conférences de Cassien sur la perfection religieuse
23.
L'ABBÉ SERENUS. Dieu, en créant l'homme, mit en lui une connaissance naturelle de la loi , et s'il y fût resté fidèle comme il avait commencé, il n'eût pas été nécessaire de lui en donner une autre écrite. La loi extérieure était inutile , tant que la loi intérieure n'était pas effacée; mais lorsque le libre arbitre de l'homme et l'habitude du péché l'eurent presque fait disparaître, il fallut la renouveler, la rétablir; et, pour me servir des termes mêmes de l'Écriture, les prescriptions sévères de la loi mosaïque lui furent données comme un secours , afin que la crainte de la peine présente empêchât d'éteindre complètement cette lumière naturelle, selon cette parole du Prophète : «Il a donné la loi pour aide. » ( Isaïe , VIII.) Et saint Paul dit aussi qu'elle a été donnée comme un maître aux enfants, pour les instruire , les garder et les empêcher d'oublier ce qu'on leur avait d'abord appris. » (Gal., III, 24.) Et ce qui prouve que toute la science de la loi a été donnée à l'homme dès sa création , c'est que nous voyons tous les saints l'observer avant Moïse , et même avant le déluge. Comment Abel pouvait-il apprendre, sans le précepte formel de la loi, qu'il fallait offrir à Dieu les prémices de son troupeau , et lui immoler ses plus grasses brebis , s'il ne l'avait su par une inspiration naturelle? (Gen. , IV.) Comment Noé eût-il pu distinguer les animaux purs des animaux impurs, sans aucune prescription légale , s'il n'avait pas été intérieurement instruit? ( Gen. , IX.) Comment Hénoch apprit-il à marcher si parfaitement en la présence de Dieu, sans avoir la connaissance de la loi? (Gen., V.) Où Sem et Japhet avaient-ils lu : « Vous ne révélerez pas la honte de votre père? » (Lev., XVIII, 7.) Et qui les fit marcher à reculons pour couvrir la nudité de leur père? Qui avertit Abraham de refuser les dépouilles des ennemis, qu'on lui offrait, pour ne pas recevoir ainsi la récompense de ses travaux, et d'offrir à Melchisédech les dîmes que la loi de Moïse prescrivit ensuite? Comment le même Abraham, comment Loth, avant d'avoir vu briller la lumière de l'Évangile , apprirent-ils à être si charitables envers les voyageurs et les étrangers, et à leur laver les pieds? Qui enseigna au saint homme Job cette foi si ardente, cette chasteté si pure, cette humilité, cette douceur, cette miséricorde, cette humanité si grandes , que ne pratiquent même pas ceux qui savent par coeur l'Évangile? Quel est celui des saints qui, avant la loi, ne l'a pas observée tout entière ? Quel est celui qui n'a pas suivi cette parole : « Écoute, Israël, ton Seigneur et ton Dieu est seul Dieu » (Deut., VI) ; et celles-ci : « Tu ne feras aucune idole, aucune image de ce qui est au ciel, sur la terre, sous la terre ou dans les eaux ; Honore ton père et ta mère; Tu ne tueras pas; Tu ne commettras pas d'adultère ; Tu ne déroberas pas ; Tu ne diras pas de faux témoignages ; Tu ne désireras pas la femme de ton prochain » (Exod. , XX) ; et d'autres préceptes plus importants auxquels ils ont obéi, en devançant non-seulement la loi, mais encore l'Évangile.