2. Worte des Abtes Isaak über die Beschaffenheit des Gebetes.
S. a543 Das ganze Abzielen des Mönches und die ganze Vollkommenheit des Herzens geht auf die beständige und ununterbrochene Beharrlichkeit im Gebete und strebt, soweit das der menschlichen Gebrechlichkeit möglich ist, nach einer unbeweglichen Ruhe des Geistes und immerwährenden Reinheit. Um Dieß zu besitzen, suchen wir unermüdet sowohl die Mühe des Körpers als die Zerknirschung des Geistes und üben sie beständig, und es besteht zwischen Beiden eine gewisse gegenseitige und untrennbare Verbindung. Denn wie der Aufbau aller Tugenden nach der Vollkommenheit des Gebetes strebt, so werden dieselben auch durchaus nicht kräftig und ständig dauern können, wenn nicht durch diesen Höhepunkt Alles geeint und festgehalten ist. Denn wie diese besprochene immerwährende und beständige Ruhe des Gebetes ohne jene Tugenden weder erlangt noch vollendet werden kann, so können auch diese, welche jenes unterbauen, ohne die Beständigkeit desselben nicht zur Fülle kommen. Deßhalb können wir auch nicht richtig über den Gebetsgeist handeln noch dem höchsten Ziele desselben, das in der Verwirklichung aller Tugenden gipfelt, mit sofortiger Unterredung uns nahen, wenn wir nicht zuvor Alles, was um desselben willen entweder entfernt oder herbeigeschafft werden muß, der Reihe nach aufgezählt und durchgesprochen haben; wenn wir also nicht nach der Lehre der evangelischen Parabel Alles, was zum Aufbau jenes geistigen, so erhabenen Thurmes gehört, zuvor berechnet und fleissig zusammengetragen haben. Aber auch Das wird. noch so vorbereitet, Nichts nützen, noch wird sich darauf der erhabene Gipfel der Vollkommenheit aufbauen lassen, wenn nicht zuvor die völlige Reinigung von allen Lastern ausgeführt ist, die Abfälle und todten Trümmer der Leidenschaften weggeworfen sind und dem lebendigen, wie man sagt, und festen Boden unseres Herzens, diesem evangelischen Felsen, die festesten Grundlagen der Einfalt und Demuth eingelegt S. a541 sind, so daß dieser Thurm geistiger Tugenden, mit solchen Zurüstungen erbaut, unerschütterlich kann befestigt und im Vertrauen auf seine Festigkeit zur höchsten Himmelshöhe hinaufgeführt werden. Denn auf solchen Grund gestützt wird ihn nicht nur kein zerstörender Einsturz treffen, sondern nicht einmal der Angriff irgendwie beunruhigen, es mögen nun die heftigsten Sturzregen der Leidenschaften sich ergießen oder gewaltige Ströme der Verfolgung wie Widder auf ihn einstoßen oder auch der wilde Sturm feindlicher Geister andringen und ihn umtoben.