26. Daß der Gebetsgeist auf verschiedene Weise zur Glut angefacht werde.
Wer nun könnte, selbst wenn er die größte Erfahrung hätte, genügend die verschiedenen Ursachen und Entstehungsgründe der Zerknirschungsgefühle auseinandersetzen, durch welche der Geist so entflammt und entzündet wird, daß es ihn zu den reinsten und glühendsten Gebeten drängt? Davon wollen wir nur Weniges des Beispiels halber auseinandersetzen, soweit wir uns für den Augenblick durch Gottes Erleuchtung daran erinnern können. Zuweilen nemlich wurde uns der Vers irgend eines Psalmes beim Absingen zur Veranlassung eines feurigen Gebetes, zuweilen regte die Sangesweise der Stimme eines Bruders die Gemüther der Staunenden zu inbrünstigem Gebete an. Wir S. a567 wissen auch, daß Ansehen und Ernst des Psalmen Singenden den Umstehenden sehr viel Gebetseifer verschafft habe; ebenso hat die Ermahnung eines vollkommenen Mannes und die geistliche Unterredung häufig das Herz der Darniederliegenden zu den reichlichsten Gebeten aufgerichtet. Ferner wissen wir, daß wir durch den Tod eines Bruders oder irgend eines Lieben nicht weniger zur vollen Zerknirschung hingerissen werden. Ebenso hat die Erinnerung an unsere Lauheit und Nachlässigkeit uns zuweilen einen heilsamen Geisteseifer gebracht. Auf diese Weise ist es also Keinem zweifelhaft, daß es nicht fehle an unzähligen Gelegenheiten, durch welche mit Gottes Gnade die Lauheit und Schläfrigkeit unserer Geister aufgerüttelt werden könne.