14. Frage über die vollendete Keuschheit.
Germanus: Da nun über die Vollkommenheit der Liebe verhandelt wurde, so wollen wir auch über den Gipfel der Keuschheit uns zu fragen erlauben. Wir zweifeln freilich nicht, daß jene erhabene Höhe der Liebe, durch welche man. wie bisher gezeigt wurde, zur Ebenbildlichkeit und Ähnlichkeit mit Gott aufsteigt, ohne vollkommene Keuschheit überhaupt nicht bestehen könne; aber wir möchten belehrt werden, ob eine solche Beständigkeit in derselben erlangt werden könne, daß nie ein Zucken der Begierde die Reinheit unseres Herzens angreife, so daß wir in diesem Leibesleben uns so von dieser fleischlichen Leidenschaft trennen können, daß wir nie in der Glut dieser Brunst brennen.