2. Frage, warum die Tugendverdienste nicht dem sich abmühenden Fleiße angerechnet werden sollen.
Da sprach Germanus: So sehr wir durch die Erhabenheit der herrlichen Tugend, die uns in der nächtlichen Unterredung dargestellt wurde, fast so zu sagen des Glaubens an ihre Möglichkeit beraubt werden, ebenso sehr scheint es uns — im Frieden mit dir sei Das gesagt — absurd, wenn der Preis der Mühen, nemlich die Vollkommenheit der Keuschheit, welche durch den Schweiß der eigenen Ausdauer erlangt wird, nicht gerade besonders dem mühevollen Fleiße zugerechnet wird. Denn es wäre doch thöricht, wenn wir z. B. einen Landmann unermüdeten Eifer auf die Be- S. b59 bauung des Landes würden verwenden sehen und nun nicht seiner Thätigkeit auch die Frucht zuschreiben wollten.