2. Das fromme Verlangen des Abtes German, vorwärts zu schreiten.
Da nun die nächtliche Finsterniß ganz geeignet für uns war, ein trauliches, stilles Gespräch zu führen, so sprach, gleich nachdem wir uns gesetzt hatten, Abt Germanus mit schwerem Seufzer: „Was fangen wir an? Wir sehen uns ja von großer Gefahr und trauriger Lage um- S. b169 strickt, da uns sowohl die Vernunft als auch der Umgang mit den Heiligen so lebendig lehrt, was nützlicher sei für den Fortschritt im geistlichen Leben, während uns das den Obern gegebene Versprechen nicht erlaubt, zu wählen, was frommt. Wir hätten wohl durch die Beispiele so trefflicher und großer Männer zum vollkommenen Leben und Streben gebildet werden können, wenn uns nicht Übereinkommen und Versprechen zwingen würde, alsbald zum Kloster zurückzukehren. Wenn wir dann heimgekehrt sind, wird uns keine Erlaubnis gegeben werden, noch einmal hieher zu kommen. Wenn wir aber hier bleiben und unserer Sehnsucht Genüge leisten wollen, wie halten wir dann die Treue in dem Versprechen, das wir, wie wir wissen, unsern Obern gegeben haben, als wir schleunigste Rückkehr versprachen, um wenigstens wie im Vorbeigehen die Heiligen und Klöster dieser Provinz besuchen zu dürfen. Als wir nun in dieser Noth durchaus nicht finden konnten, was über unsern Heilszustand zu beschließen sei, bezeugten wir nur durch Seufzen den Drang der so harten Bedingung und klagten die Zartheit unserer Stirne 1 an oder verwünschten die uns angeborne Schüchternheit, von der belästigt und beschwert wir selbst gegen unsern Nutzen und Zweck dem Verlangen der Zurückhaltenden nicht anders hatten widerstehen können als durch das Versprechen eiligster Rückkehr. Wir beweinten, daß wir an dem Fehler jener Scham gelitten hätten, von der es heißt: 2 „Es gibt eine Scham, welche Sünde bringt.“