3. Antwort des Abtes Johannes, warum er die Wüste verlassen habe.
Die anachoretische Lebensweise, die ich zu euerm Staunen verlassen habe, will ich weder verachten noch von mir weisen, sondern vielmehr mit ganzer Verehrung umfassen und annehmen. Es freut mich, in derselben nach den dreissig Jahren, die ich in der Klostergemeinde gelebt hatte, weitere zwanzig Jahre so hingebracht zu haben, daß ich mich unter Jenen, welche sie etwa einigermaßen anstrebten, nicht gerade durch grobe Lässigkeit bemerklich machte. Aber weil die Reinheit derselben, die ich verkostet hatte, zuweilen unterbrochen und befleckt wurde durch die Sorge um irdische Dinge, so schien es mir thunlicher, ins Kloster zurückzukehren, damit die Erreichung des so ergriffenen niedrigen Vorsatzes sicherer erfolge und die Gefahr wegen des angemaßten höhern Berufes gemindert sei. Denn es ist besser, getreu im kleinen als untreu im größern Berufe erfunden zu werden. Und deßhalb bitte ich, wenn ich Etwas zu Hohes oder gar zu Freies gesagt habe, daß ihr glauben möget, es sei Dieß nicht aus lasterhafter Prahlerei, sondern aus Eifer, euch zu erbauen, vorgebracht worden, weil ich auf euer dringendes Fragen meinte, Nichts von der Wahrheit hinweg nehmen zu sollen. Denn ich halte dafür, daß es euch zu einiger Belehrung dienen könne, wenn ich die Demuth ein wenig bei Seite lasse und einfach die ganze Wahrheit meines Lebenszieles darlege. Ich hoffe auch, daß ich weder bei euch wegen der Freiheit meiner Rede die Makel der S. b247 Ruhmsucht, noch vor meinem Gewissen wegen Unterdrückung der Wahrheit ein Vergehen der Lüge verschulde.