6. Daß die Gnade des Evangeliums, wie sie den Vollkommenen das Himmelreich gibt, so auch die Schwachen mit Nachsicht erträgt.
Wie also das evangelische Wort die Starken zu Erhabenem und Hohem hebt, so läßt es die Schwachen nicht ganz versinken; da es eben den Vollkommenen die Fülle der Seligkeit verleiht, Nachsicht aber der Schwäche zu Theil werden läßt. Denn das Gesetz hat Jene, welche seine Vorschriften erfüllen, wie in eine gewisse Mitte zwischen beide Verdienste 1 gestellt, indem es sie ebenso fern rückte von S. b288 der Verdammung der Übertretenden, als es sie zurückhielt von der Glorie der Vollkommenen. Wie niedrig das nun sei und wie armselig, das wollet nur aus den Verhältnissen des gegenwärtigen Lebens und der Vergleichung damit erkennen in welchem man es für das Armseligste hält, wenn Einer nur dabin strebt und arbeitet, unter anständigen Leuten nicht als Verbrecher dazustehen, nicht aber auch zugleich als wohlhabend, ehrenvoll und ruhmreich.
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Verdienst oder Mißverdienst oder vielmehr deren Folgen, Lohn oder Strafe. ↩