18. Daß das Fasten nicht immer angemessen sei.
Nachdem wir also Dieß über die Beschaffenheit des Fastens vorausgeschickt haben, scheint es uns, daß wir noch das Ansehen der hl. Schrift herbeiziehen müssen, durch welche noch klarer bestätigt werden soll, daß die beständige Beobachtung des Fastens weder geboten noch möglich sei. Da im Evangelium die Pharisäer fasteten und ebenso die Schüler Johannes des Täufers, die Apostel aber als die Freunde und Gäste jenes himmlischen Bräutigams noch keine Fasten beobachteten, da beklagten sich beim Herrn die Jünger des Johannes, 1 die da glaubten, daß sie in ihren Fasten den Hauptinhalt der Gerechtigkeit besäßen, da sie ja Jenem nachfolgten, der als ausgezeichneter Bußprediger allen Völkern durch sein Beispiel ein solches Vorbild gab, daß er nicht nur die verschiedenen Arten von Speisen, welche dem menschlichen Gebrauche dienen, zurückwies, sondern auch die gewöhnliche Speise des Brodes durchaus S. b303 nicht kannte. Sie sagten nun: „Warum fasten wir und die Pharisäer häufig, deine Jünger aber fasten nicht?“ Ihnen zeigte der Herr in seiner Antwort deutlich, daß das Fasten nicht zu jeder Zeit passend und nothwendig sei, da irgend eine Festzeit oder eine sich darbietende Gelegenheit der Liebe Nachsicht im Fasten erlaube. Er sprach: „Können denn die Genossen des Bräutigams trauern, solange derselbe bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen wird genommen werden, und dann werden sie fasten.“ Obwohl er diese Worte vor der Auferstehung seines Leibes gesprochen hat, so deuten sie doch recht eigentlich auf die Zeit der Quinquagesima hin, in welcher nach der Auferstehung der Herr vierzig Tage hindurch mit seinen Jüngern aß, und diese also die Freude über seine tägliche Gegenwart nicht fasten ließ.
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Mark. 2, 18—20 ↩