6. Wie sehr der Apostel nach dem Heile der Brüder dürstete.
Obwohl er nun dieses herrliche Gut auf viele Weise selbst allen Früchten seiner Predigt vorgezogen hatte, so wird es doch in Rücksicht auf die Liebe, ohne welche Niemand Gott verdient, zurückgesetzt, und er weigert sich für Jene, denen er noch wie eine Amme aus den Brüsten des Evangeliums Milch eingibt, nicht der Trennung von Christus, die ihm zwar Verlust bringt, aber für die Andern nöthig ist, Dieß mit Vorzug zu wählen, wird er eben von jener übergroßen Macht der Liebe getrieben, in welcher er, wenn es möglich wäre, für das Heil seiner Brüder auch das äusserste Übel der Verdammung zu erleiden wünschen würde. Denn er sagt: 1 „Ich wünschte verworfen zu sein, hinweg von Christus für meine Brüder, welche meine Verwandten sind dem Leibe nach, nemlich Israeliten;“ d. h. ich wünschte, nicht nur zu zeitlichen, sondern zu ewigen Strafen verurtheilt zu werden, wenn nur wo möglich alle Menschen der Gemeinschaft Christi genießen würden; denn ich S. b360 bin sicher, daß das Heil Aller Christo und mir nützlicher sei, als das meine.
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Röm. 9, 3. ↩