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Werke Cyprian von Karthago (200-258) Vita Caecilii Cypriani

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Leben des Cäcilius Cyprianus von Diakon Pontius (BKV)

12. Ankündigung des bevorstehenden Martyriums durch eine Vision.

Laßt uns aber nunmehr mit Danksagung feststellen, was ich als zweite Möglichkeit hingestellt hatte: entsprechend der Gesinnung des großen Mannes sah auch Gott für ihn einen sonnigen und hübschen Ort vor, einen Aufenthalt, so ungestört, wie er ihn nur wünschen konnte, dazu alles, was schon im voraus denen als ihr Teil verheißen ist, die das Reich und die Gerechtigkeit Gottes suchen1. Und um ganz zu schweigen von dem häufigen Besuch der Brüder und von der Liebe der dortigen Bewohner selbst, die ihm alles bot, was ihm zu fehlen schien, so will ich doch seine wunderbare Heimsuchung durch Gott nicht übergehen, der seinen Priester in der Verbannung so fest seines künftigen Leidens versichern wollte, daß bei der vollen Gewißheit seines bevorstehenden Martyriums Curubis2 (an ihm) nicht mehr nur einen Verbannten, sondern schon einen sicheren Märtyrer besaß. Am ersten Tage unseres Aufenthalts an dem Verbannungsort (denn auch mich hatte er in seiner Liebe der Ehre gewürdigt, als freiwilliger Verbannter in seiner nächsten Umgebung zu bleiben, und ich wollte nur, ich hätte auch sein Leiden mit ihm teilen dürfen!) erzählte er: „Ich war noch nicht eingeschlummert, da erschien mir ein Jüngling von übermenschlicher Größe. Von ihm sah ich mich im Traume zum Prätorium geführt und vor den Stuhl des Prokonsuls gebracht, der gerade zu Gericht saß. Sobald er mich S. 23 erblickte, begann er sogleich einen Urteilsspruch auf eine Tafel zu schreiben, der mir unbekannt blieb; denn er hatte mir gar keine der üblichen Fragen vorgelegt. Der Jüngling hingegen, der hinter ihm stand, las in gespannter Erwartung jedes Wort, das er aufzeichnete. Und weil er es mir von seinem Platze aus nicht in Worten mitteilen konnte, so deutete er mir mit erklärenden Winken den Inhalt der Aufzeichnung auf der Tafel an. Indem er nämlich die Hand öffnete, so daß sie flach war wie eine Klinge, und damit einen Schwertstreich wie bei jeder Hinrichtung nachahmte, gab er mir so gut wie in klaren Worten zu verstehen, was er mir mitteilen wollte: ich sah, daß mir die Verurteilung zum Leiden bevorstand. Da bat ich sofort dringend um Gewährung eines Aufschubs von wenigstens einem Tage, um erst meine Angelegenheiten in gehörige Ordnung zu bringen. Und auf meine wiederholten Bitten machte der Richter wieder irgendeine Bemerkung auf der Tafel; ich konnte jedoch aus seinem freundlichen Gesichte schließen, daß er mein Gesuch berechtigt gefunden und sich hatte bewegen lassen. Aber auch der Jüngling, der mir eben schon meine Verurteilung zum Martyrium wenn nicht in Worten, so doch in Gebärden verraten hatte, beeilte sich, mir durch mehrmaliges heimliches Zunicken zu bedeuten, daß mir der erbetene Aufschub bis zum morgigen Tag bewilligt sei, indem er die Finger hintereinander einbog3. Obwohl das Urteil nicht verlesen worden war, erwachte ich doch voll Freude über den erhaltenen Aufschub in der fröhlichsten Stimmung aus meinem Traume; aus Angst jedoch um die unsichere Deutung zitterte ich derart, daß die Nachwirkung meiner Furcht mein noch frohlockendes Herz in die größte Aufregung versetzte.“


  1. Matth. 6, 33. ↩

  2. Curubis war eine Stadt in der prokonsularischen Provinz Afrika (Landschaft Zeugitana). ↩

  3. Vielleicht ist statt 'post invicem' zu lesen 'post indicem': „indem er die übrigen Finger hinter dem Zeigefinger einbog“, d. h. nur den Zeigefinger hochhob. ↩

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The Life and Passion of Cyprian, Bishop and Martyr

12.

And now let us return with thankfulness to what I had suggested in the second place, that for the soul of such a man there was divinely provided a sunny and suitable spot, a dwelling, secret as he wished, and all that has before been promised to be added to those who seek the kingdom and righteousness of God. And, not to mention the number of the brethren who visited him, and then the kindness of the citizens themselves, which supplied to him everything whereof he appeared to be deprived, I will not pass over God's wonderful visitation, whereby He wished His priest in exile to be so certain of his passion that was to follow, that in his full confidence of the threatening martyrdom, Curubis possessed not only an exile, but a martyr too. For on that day whereon we first abode in the place of banishment (for the condescension of his love had chosen me among his household companions to a voluntary exile: would that he could also have chosen me to share his passion!), 1 "there appeared to me," said he, "ere yet I was sunk in the repose of slumber, a young man of unusual stature, who, as it were, led me to the praetorium, where I seemed to myself to be led before the tribunal of the proconsul, then sitting. When he looked upon me, he began at once to note down a sentence on his tablet, which I knew not, for he had asked nothing of me with the accustomed interrogation. But the youth, who was standing at his back, very anxiously read what had been noted down. And because he could not then declare it in words, he showed me by an intelligible sign what was contained in the writing of that tablet. For, with hand expanded and flattened like a blade, he imitated the stroke of the accustomed punishment, and expressed what he wished to be understood as clearly as by speech,--I understood the future sentence of my passion. I began to ask and to beg immediately that a delay of at least one day should be accorded me, until I should have arranged my property in some reasonable order. And when I had urgently repeated my entreaty, he began again to note down, I know not what, on his tablet. But I perceived from the calmness of his countenance that the judge's mind was moved by my petition, as being a just one. Moreover, that youth, who already had disclosed to me the intelligence of my passion by gesture rather than by words, hastened to signify repeatedly by secret signal that the delay was granted which had been asked for until the morrow, twisting his fingers one behind the other. And I, although the sentence had not been read, although I rejoiced with very glad heart with joy at the delay accorded, yet trembled so with fear of the uncertainty of the interpretation, that the remains of fear still set my exulting heart beating with excessive agitation."


  1. [Pontius is said to have followed his beloved bishop, a.d. 258, dying a martyr.] ↩

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Übersetzungen dieses Werks
Leben des Cäcilius Cyprianus von Diakon Pontius (BKV)
The Life and Passion of Cyprian, Bishop and Martyr

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