1. Der Zweck des Buches und die Schwierigkeit der Aufgabe.
S. 8 1 Der fromme Vorsteher und ruhmbedeckte Zeuge Gottes Cyprian hat zwar viele Werke verfaßt, durch die das Andenken an seinen so würdigen Namen fortleben wird, und die reiche Fülle seiner Beredsamkeit und der (in ihm wirkenden) göttlichen Gnade hat sich in der gesegneten Fruchtbarkeit seiner Reden so reichlich ergossen, daß sie vielleicht bis ans Ende der Welt nicht verstummt: weil jedoch seinen Werken und Verdiensten auch dieses Recht zukommt, schien es mir angebracht, einen kurzen Abriß davon zu geben, nicht als ob das Leben eines so großen Mannes irgendwem selbst unter den Heiden unbekannt wäre, sondern damit auch unseren Nachkommen ein so unvergleichliches und hehres Vorbild zum ewigen Gedächtnis vor Augen gestellt wird, so daß sie sich auf Grund dieser Aufzeichnung ihn zum Muster nehmen. Nachdem unsere Vorfahren in ihrer Verehrung für den Märtyrertod an sich sogar Laien und Katechumenen gegenüber, die das Martyrium erlangten, sich dazu verpflichtet fühlten, daß sie viele oder, ich möchte fast sagen, so ziemlich alle Einzelheiten ihres Leidens niederschrieben und so auch uns damals noch nicht Geborenen zur Kenntnis brachten, wäre es doch sicherlich eine Härte, das Leiden eines so bedeutenden Priesters und großen Märtyrers, wie Cyprian es ist, mit Stillschweigen zu übergehen, der auch ohne das Martyrium unser Lehrer sein konnte, und die Taten unverkündet zu lassen, die er bei seinen Lebzeiten ausgeführt hat. Sie sind auch wahrlich so groß, so herrlich und S. 9 wunderbar, daß ich bei der Betrachtung ihrer Erhabenheit erschrecke. Und ich bekenne, daß ich nicht imstande bin, von seinen ehrenvollen Verdiensten eine würdige Schilderung zu geben und seine so gewaltigen Taten in einer Weise darzustellen, daß sie auch so groß erscheinen, wie sie wirklich sind. Allerdings kann die Fülle seines Ruhmes an sich schon genügen, und sie bedarf gar nicht erst der Verkündigung durch fremden Mund. Dazu kommt auch noch, daß ihr über ihn recht viel oder womöglich alles zu hören wünscht und voll brennenden Eifers wenigstens seine Taten zu erfahren begehrt, wenn auch sein lebendiges Wort inzwischen verstummt ist. Wenn ich auf diese Zumutung hin sage, mir fehlt es an der nötigen Beredsamkeit, so sage ich damit noch viel zu wenig. Der Beredsamkeit selbst fehlt es ja an den entsprechenden Mitteln, um euer Verlangen vollkommen zu stillen. So sehen wir uns denn von zwei Seiten her schwer bedrängt: er legt uns mit seinen trefflichen Eigenschaften eine drückende Last auf, und ihr setzt uns mit eurer Wißbegierde fortwährend zu.
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Die Einleitung zeigt in ihrem Gedankengang viel Ähnlichkeit mit dem ersten Kapitel der Akten der heiligen Perpetua und Felizitas, als deren Redaktor mehrfach Tertullian gilt. ↩