6. Charakteristik seiner Person.
Wie glänzend er sich in der Folgezeit bewährt hat, wer vermöchte das zu berichten? Wie groß war seine Frömmigkeit und Tatkraft, wie gewaltig seine Barmherzigkeit und Strenge zugleich! Von seinem Antlitz strahlte so viel Heiligkeit und Gnade aus, daß sein Anblick den Sinn verwirrte. Würdevoll und heiter zugleich war seine Miene, ebenso frei von düsterem Ernst wie von übertriebener Freundlichkeit, vielmehr aus beiden gerade die rechte Mischung. So konnte man S. 15 zweifeln, ob er Ehrfurcht oder Liebe verdiente, in Wahrheit jedoch gebührte ihm beides. Aber auch seine Kleidung stimmte vollkommen zu diesem Eindruck und hielt gleichfalls gerade die richtige Mitte ein: er war ebensowenig aufgebläht von weltlichem Stolz, als daß er gar etwa schmutzige Ärmlichkeit zur Schau getragen hätte. Denn diese Art von Kleidung wirkt ebenso herausfordernd, die so durch ihre übertriebene Dürftigkeit auffällt. Was aber hätte Cyprian als Bischof an den Armen tun sollen, denen er doch schon als Katechumene seine Liebe bewies? Mag sonst die Vorsteher der Wohltätigkeit erst das Gebot ihres Amtes zu guten Werken verpflichtet oder die gemeinsame heilige Religion zu dem Dienst der werktätigen Liebe gedrängt haben: Cyprian ist nicht erst auf dem Bischofsstuhl so geworden, sondern er war es schon von sich aus, als er ihn bestieg.
