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Œuvres Jérôme de Stridon (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III

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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)

23.

Ich halte es für eine Sünde, wenn jemand sich mit den Worten Gottes nicht zufrieden gibt. Von einem solchen spricht Jeremias, wenn auch die meisten diese Worte im übertragenen Sinne auf den Herrn und Erlöser deuten: „Der Geist unseres Gesichtes, der Gesalbte, der Herr ward gefangen für unsere Sünden. Zu ihm sprachen wir: In Deinem Schatten werden wir leben unter den Völkern“1. Moses, der mit dem Herrn von Angesicht zu Angesicht geredet hatte2 und dessen Seele gerettet war3, sündigte bei den Wassern des Widerspruches und wurde samt seinem Bruder Aaron für unwürdig befunden, in das Land der Verheißung einzugehen. Auf diese beide geht das Psalmenwort: „Hart am Felsen werden ihre Richter verschlungen; meine Worte aber wird man hören, weil sie gefallen“4. Der Sinn ist folgender: Die Richter des Judenvolkes, Moses und Aaron, sind neben den Felsen, aus denen die Wasserfluten hervorsprudelten, von der Sünde des Volkes verschlungen worden, obwohl sie persönlich gerecht waren und den Worten Gottes gehorchten, die an und für sich überaus angenehm sind. — Weiter heißt es von den Leichnamen der in der Wüste Verstorbenen: „Wie die Erdschollen ausgegraben und über den Boden hin zertreut sind, so sind hingesät unsere Gebeine neben S. 448 dem Abgrund“5. Bei Osee spricht der Herr: „Ich verlobe mich mit dir in Recht und Gerechtigkeit“. Und sofort fügt er hinzu: „Und in Gnade, Erbarmung und Treue“6, damit er aus der Belohnung erkenne, daß Gott selbst der Spender sei. — In demselben Buche findet sich geschrieben: „Ich bin Gott und kein Mensch, der Heilige in deiner Mitte, und nicht werde ich die Stadt betreten“7, natürlich weil sie eine Brutstätte der Laster ist. Diese Stadt, welche Kain nach dem Namen seines Sohnes Enoch erbaut hat8, betritt einzig er nicht, ὁ μόνος ἀναμάρτητος [ho monos anamartētos], mit welchen Worten ihn tagtäglich jeder Priestermund verherrlicht9. In unserer Sprache bedeuten sie: „Der allein ohne Sünde ist“. Dieser Ruhmestitel wird aber von deinem Standpunkt aus Gott fälschlich beigelegt, wenn er ihn mit anderen Wesen teilt. Wir verwandeln eben nach dem Ausspruch des Propheten Amos die Gerechtigkeit in Wermut und die Frucht des Rechtes in Bitterkeit10. — Die Schiffer und Passagiere sprechen im Buche Jonas: „Laß uns, o Herr, doch nicht untergehen, um dieses Mannes willen, und bringe nicht unschuldiges Blut über uns! Denn wie es Dir gefiel, o Herr, so ist es geschehen“11. Sie kennen nicht die Ursache und wissen nicht, was der flüchtige Prophet verdient hat; trotzdem rechtfertigen sie Gott, nennen aber auch den „unschuldiges Blut“, dessen Werke ihnen unbekannt sind. Und zuletzt bemerken sie: „Wie es Dir gut schien, o Herr, so ist es geschehen“. Sie untersuchen nicht, ob das göttliche Urteil gerecht sei, sondern sie treten ein für die Wahrhaftigkeit des gerechten S. 449 Richters. — Michäas bezeugt mit klagender Stimme: „Umgekommen sind die Frommen im Lande, und einen Rechtschaffenen gibt es nicht mehr unter den Menschen. Alle lauern auf Blut, ein jeglicher stellt seinem Bruder nach, um ihn zu töten. Das Böse, das ihre Hand vollbringt, nennen sie gut“12. Und ein anderes Mal: „Der beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch, und wer rechtschaffen ist unter ihnen, gleicht einer Dornenhecke“13. So ist die menschliche Gerechtigkeit geartet, daß man nach den Worten desselben Propheten weder dem Freunde, noch dem Gatten, noch den Kindern trauen kann; denn des Menschen Feinde sind seine Hausgenossen14. Die Richtigkeit dieses Wortes hat der Herr selbst bestätigt15. Deshalb gibt der gleiche Prophet den Rat: „Ich will dir sagen, o Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir wünscht, daß du Recht tust, Barmherzigkeit liebst und Sorge trägst, mit deinem Gotte zu wandeln“16. Hat er etwa gesagt: „Du sollst Gott gleich sein“, oder hat er nicht als die wichtigste Aufgabe bezeichnet, „Sorge zu tragen, daß du mit deinem Gotte wandelst“? Du sollst dich niemals sicher fühlen, du sollst dein Herz bewahren vor jeglichem Stolze, du sollst bedenken, daß du dich inmitten von Fallstricken bewegst und unter Mauerzinnen einhergehst, du sollst dich täglich an die Worte erinnern: „Neben den Weg haben sie mir ein Hindernis gelegt“17. Den Hoffärtigen widersetzt sich Gott, den Demütigen aber gibt er Gnade“18.


  1. Klagel. 4, 20. ↩

  2. [= Exod. 33, 11]. ↩

  3. Versehentliche Anführung von Gen. 32, 31. ↩

  4. Ps. 140, 6 [Hebr. Ps. 141, 6]. ↩

  5. Ps. 140, 7 [Hebr. Ps. 141, 7]. ↩

  6. Os. 2, 19 f. ↩

  7. Os. 11, 9. ↩

  8. Gen. 4, 17. ↩

  9. Ὁ μόνος ἀναμάρτητος [ho monos anamartētos] ist eine alte, oft gebrauchte liturgische Formel, welche offenbar an 1 Petr. 2, 22 anlehnt. Sie kommt z. B. in der in Palästina gebräuchlichen Jakobusliturgie nach der Konsekration bei der Fürbitte für die Verstorbenen vor. Vgl. Griechische Liturgien, übersetzt von J. Storf. Kempten 1912, 112; C. A. Swainson, The Greek liturgies. Cambridge 1884, 300. ↩

  10. Am. 6, 13. ↩

  11. Jon. 1, 14. ↩

  12. Mich. 7, 2 f. ↩

  13. Mich. 7, 4. ↩

  14. Mich. 7, 6. ↩

  15. Matth. 10, 36. ↩

  16. Mich. 6, 8. ↩

  17. Ps. 139, 6 [Hebr. Ps. 140, 6]. ↩

  18. Jak. 4, 6. ↩

Edition Masquer
Dialogos contra Pelagianos Admonitio

23.

Exempla alia Sanctorum in Scripturis. — Puto quod sermonibus Dei per quemlibet non acquievisse peccatum sit. De ipso Jeremias loquitur, quamquam hoc plerique secundum anagogen intelligant de Domino Salvatore: Spiritus faciei nostrae Christus Dominus captus est pro peccatis nostris. Cui diximus, sub umbra tua vivemus in gentibus (Thren. IV, 20). Moyses cui locutus est Dominus facie ad faciem (Exod. XXXIII), et salva facta est anima ejus, ad aquas contradictionis offendit, nec meruit cum fratre Aaron terram repromissionis intrare. De quibus et Psalmista canit: Absorpti sunt juncti petrae judices eorum: audient verba mea, quoniam placuerunt (Psal. CXL, 6). Et est sensus: Judices populi Judaeorum; Moyses et Aaron, devorati sunt a peccato populi juxta petram, de qua aquarum fluenta manarunt, et certe ipsi justi fuerunt, et obedierunt sermonibus Dei, qui per se suavissimi sunt. Denique sequitur de cadaveribus in solitudine mortuorum: Quasi crassitudo terrae dirupti sunt super terram. Dispersa sunt ossa nostra secus infernum (Ps. CXL, 7, 8). In Osee loquitur Deus: Desponsabo te mihi in justitia et judicio (Ose. II, 19). Statimque subjungit: Et misericordia et miserationibus, et in fide, ut largitoris praemio recognoscat, quod ipse sit Dominus. In eodem scriptum est libro: Deus ego sum et non homo, in medio tui sanctus, et non ingrediar civitatem (Ose. XI, 9), vitiorum scilicet conciliabulum. Ipse solus hanc non ingreditur civitatem, quam aedificavit Cain in nomine filii sui Enoch, quae omnia sacerdotum quotidie ora concelebrant, ὁ μόνος ἀναμάρτητος, quod in lingua nostra dicitur, qui solus est sine peccato. Quae laus juxta sententiam tuam frustra Deo reputatur [Al. deputatur], si est communis cum caeteris. Nos enim juxta Amos convertimus justitiam in absinthium, et fructus judicii in amaritudinem (Amos. VI). Loquuntur nautae atque vectores, in libro Jonae: Rogamus, Domine, ne perdas nos propter hominem istum, neque inducas super nos sanguinem innocentem. Sicut enim placuit tibi, sic factum est, Domine (Jon. I, 14). Nesciunt causas, quid mereatur Propheta, servus fugitivus, et tamen justificant Deum, et sanguinem innocentem fatentur, cujus opera non norunt. Et ad extremum, Sicut placuit tibi, Domine, sic factum est. Non quaerunt justitiam sententiae Dei: sed veritatem justi judicis confitentur. Micheas lacrymabili voce testatur: Periit sanctus [Al. semen] de terra, et rectus in hominibus non est, omnes in sanguine insidiantur, unusquisque fratrem suum venatur ad mortem. Malum manuum suarum dicunt bonum (Mich. VII, 2, 3). Et iterum: Qui optimus inter eos est, quasi paliurus est, et qui rectus, quasi spina de sepe (Ibid., 4). Haec hominum justitia est, ut juxta verba ejusdem prophetae, nec amico, nec conjugi, nec filiis sit credendum, quia inimici hominis domestici ejus (Psal. XXX). Quam sententiam etiam sermo Dominicus comprobavit (Matth. X). Unde datur consilium per eumdem prophetam: Indicabo tibi, o homo, quid sit bonum, et quid Dominus quaerat a te: utique facere judicium, et diligere misericordiam, et sollicitum ambulare cum Deo tuo (Mich. VI, 8). Numquid dixit, habeto aequalitatem Dei, et non hoc, quod maximum est, sollicitum ambulare [Al. ambula] cum Deo tuo. Ut numquam securus sis, ut omni observantia custodias cor tuum, ut consideres, quoniam in medio laqueorum ambules, et sub murorum pinnis ingrediaris, ut illud quotidie mediteris: Juxta semitam scandalum posuerunt mihi (Ps. CXXXIX, 6). Superbis enim resistit Deus, humilibus autem dat gratiam (Jacob. IV, 6).

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