Edition
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Dialogos contra Pelagianos Admonitio
10.
Possibilia Dei mandata. — C. Oro te, ut hoc mihi respondeas: possibilia Deus mandata dedit, an impossibilia? A. Cerno quo tua tendat assertio. Sed de hoc in posterioribus disserendum est, ne dum miscemus quaestionibus quaestiones, obscuram audientibus intelligentiam relinquamus. Reservato igitur hoc quod fatemur possibilia Deum dedisse mandata, ne ipse auctor injustitiae sit, si id exigat fieri, quod fieri non potest: nunc illud imple quod proposueras, posse hominem sine peccato esse si velit. Aut enim dabis eos qui potuerunt; aut si nullus potuit, liquido confiteberis hominem in perpetuum vitare peccata non posse. C. Quoniam urges me, ut dem quod dare non debeo, illud, quaeso, considera, quod Dominus dixerit facilius camelum perforamen acus intrare posse, quam divitem in regnum coelorum (Mat. XIX et Marc. X). Et tamen dixit fieri posse, quod numquam factum est. Neque enim camelus umquam per foramen acus ingressus est. A. Miror hominem prudentem proposuisse testimonium, quod contra se faciat. In hoc enim non quod fieri possit, dictum est, sed impossibile impossibili comparatum. Quomodo enim camelus non potest intrare per foramen acus, ita et dives non ingredietur in regna coelorum. Aut si potueris ostendere, quod dives ingrediatur regna coelorum, sequitur ut et camelus intret per foramen acus. Nec mihi Abraham et caeteros, quos in veteri Testamento divites legimus, exemplo proponas, qui divites ingressi sunt regna coelorum, cum ipsi [Al. ipsius] divitiis ad bona utentes opera, divites esse desierint; immo cum non sibi, sed aliis divites fuerint, et dispensatores magis Dei, quam divites appellandi sint. Sed nobis Evangelica perfectio requirenda est, in qua praecipitur: Si vis perfectus esse, vade et vende omnia quae habes, et da pauperibus, et veni, sequere me (Matth. XIX, 21).
Übersetzung
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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
10.
C. Antworte mir, bitte, auf folgende Frage! Ist die Beobachtung der Gebote, die Gott gegeben hat, möglich oder nicht?
A. Ich sehe, worauf dein Einwurf abzielt. Doch darüber werden wir noch später zu reden haben, damit wir nicht, wenn wir die einzelnen Fragen untereinander mengen, bei den Zuhörern nur ein verschwommenes Verständnis zurücklassen. Ich gebe zu, daß Gott Gebote gegeben hat, die erfüllt werden können. Sonst würde er ja zum Urheber der Ungerechtigkeit S. 349 gestempelt, wenn er etwas zu tun verlangen sollte, was nicht getan werden kann. Doch davon später, jetzt führe die Erörterung über deine Behauptung, der Mensch könne, wenn er wolle, ohne Sünde sein, zu Ende! Entweder hast du Beispiele von solchen, die es gekonnt haben, oder wenn keiner es konnte, wirst du unumwunden eingestehen müssen, daß der Mensch nicht imstande ist, die Sünde immer zu meiden.
C. Wenn du mich drängst, auf eine Sache einzugehen, auf welche ich gar nicht einzugehen brauche, so bitte ich dich, das Wort des Herrn zu beachten, es könne leichter ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Himmelreich gelangen1. Also hat er doch etwas als möglich dargetan, was niemals geschehen ist. Denn niemals ist ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgegangen.
A. Ich wundere mich, wie ein vernünftiger Mann ein Zeugnis vorbringen kann, das gegen ihn spricht. In diesem Worte ist nicht Rede von dem, was geschehen kann, sondern Unmögliches wird mit Unmöglichem verglichen. Wie nämlich ein Kamel nicht durch ein Nadelöhr hindurchkommen kann, so wird auch der Reiche nicht ins Himmelreich eingehen. Oder wenn du nachweisen kannst, daß ein Reicher ins Himmelreich eingeht, so folgt daraus, daß auch ein Kamel durch ein Nadelöhr gelangt. Komme mir aber nicht damit, daß Abraham und die übrigen, die im Alten Testamente als reich vorgeführt werden, ins Himmelreich eingegangen sind, da sie aufgehört haben, reich zu sein, nachdem sie ihre Reichtümer zu guten Zwecken verwandt hatten! Sie sind ja nicht für sich, sondern für andere reich gewesen; sie verdienen eher Gottes Almosenspender als reich genannt zu werden. Wir müssen nach der evangelischen Vollkommenheit streben, welche die Forderung aufstellt: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen; dann komme und folge mir nach!“2