Edition
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Dialogos contra Pelagianos Admonitio
7.
Deus solus immortalis, sapiens, perfectus, per naturam. — Deus lux appellatur, et tenebrae in eo non sunt ullae. Quando dicit nullas tenebras in Dei lumine reperiri, ostendit omnia aliorum lumina aliqua sorde maculari. Denique et Apostoli appellantur lux mundi. Sed non est scriptum, quod in Apostolorum luce nullae sint tenebrae. Et de Joanne scribitur: Hic venit in testimonium, ut testimonium perhiberet de lumine, ut omnes crederent per illum. Non erat ille lux, sed ut testimonium perhiberet de lumine. Erat lux vera, quae illuminat omnem hominem venientem in hunc mundum (Joan. I, 7, 8). Unde et de eo scriptum est: Qui solus habet immortalitatem, et lucem habitat inaccessibilem (I Tim. VI, 16). Et certe legimus immortales Angelos, immortales Thronos et Dominationes, caeterasque Virtutes. Sed solus Deus est immortalis, quia non est per gratiam, ut caetera, sed per naturam. Quam ob causam idem Apostolus scribit (Rom. XVI), Deum solum esse sapientem, cum et Salomon, et multi alii Sancti sapientes vocentur, et dicatur juxta Hebraicum ad principem Tyri: Sapientior Daniele es tu (Ezech. XXVIII, 3)? Quomodo ergo solus lux, solus immortalis, et solus sapiens appellatur, cum multi immortales, et luces, et sapientes sint; sic perfectio hominis non ex natura: sed ex gratia veniens, imperfectos eos qui perfecti videntur esse, demonstrat. Quod autem scriptum est: Et sanguis Jesu filii ejus mundat nos ab omni peccato (I Joan. I, 7), tam in confessione baptismatis, quam in clementia poenitudinis accipiendum est. Sed aliud est mundari a Deo, aliud per se esse sine vitio. Si enim juxta Job: Luna non splendet, et stellae non sunt mundae in conspectu ejus, quanto magis homo, putredo, et filius hominis, vermis (Job. XXV, 5, 6)! Omne enim os obstruitur, et obnoxius est omnis mundus Deo: Quia ex operibus legis non justificabitur omnis caro coram eo (Rom. III, 19, 20). Nullaque distantia est personarum. Omnes enim peccaverunt, et indigent gloria Dei: justificati gratis per gratiam ipsius (Ibid., 23, 24). Si autem scribit: Existimamus fide justificari hominem sine operibus legis, siquidem unus est Deus, qui justificat circumcisionem ex lege, et praeputium ex fide (Ibid., 28, 30): manifeste ostendit, non in hominis merito, sed in Dei gratia esse justitiam, qui sine legis operibus credentium suscipit fidem. Unde sequitur: Peccatum vestri non dominabitur. Cur? Quia non estis sub lege, sed sub gratia (Rom. VI, 14). Non enim volentis, neque currentis, sed miserentis est Dei (Rom. IX, 16). Unde et gentes quae non sectabantur justitiam, comprehenderunt justitiam, justitiam autem ex fide. Israel autem sequens legem justitiae, in legem justitiae non pervenit, quoniam non ex fide, sed ex operibus. Offenderunt enim in lapidem offensionis (Ibid., 30, seqq.). Finis enim legis Christus ad justitiam omni credenti (Rom. X, 4).
Übersetzung
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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
7.
Gott wird Licht genannt; denn Finsternis macht sich in ihm in keiner Weise bemerkbar1. Wenn der Apostel sagt, daß im Lichte Gottes keine Finsternis gefunden wird, so zeigt er damit, daß aller anderen Licht in gewissem Sinne durch Unreinigkeit verdunkelt wird. Schließlich werden die Apostel Licht der Welt genannt. Aber wir lesen nirgends, daß im Lichte der Apostel sich keine Finsternis vorfindet. Über Johannes steht geschrieben: „Dieser kam zum Zeugnisse, um Zeugnis abzulegen vom Lichte, damit alle durch ihn zum Glauben kämen. Er war nicht das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen vom Lichte. Das Wort war das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt“2. Darum findet sich auch von Gott geschrieben: „Er allein besitzt Unsterblichkeit und wohnt in unnahbarem Lichte“3, obwohl wir mit aller Bestimmtheit lesen, daß die Engel, Thronen, Herrschaften und auch die übrigen Mächte unsterblich sind. Und doch ist Gott allein unsterblich, weil er nicht aus Gnade wie die übrigen Wesen, sondern von Natur unsterblich ist. Aus dem gleichen Grunde schreibt S. 417 derselbe Apostel, daß Gott allein weise sei4, obgleich auch Salomon und viele andere Heilige weise genannt werden. Selbst an den Beherrscher von Tyrus ergeht nach dem hebräischen Texte das Wort: „Bist du weiser als Daniel?“5 Wie Gott also allein Licht, allein unsterblich und allein weise genannt wird, obwohl viele unsterblich, Licht und weise sind, so beweist die menschliche Vollkommenheit, weil sie nicht aus der Natur, sondern aus der Gnade hervorgeht, daß diejenigen, die vollkommen zu sein scheinen, tatsächlich unvollkommen sind. Das Schriftwort: „Das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von jeglicher Sünde“6 gilt zwar sowohl vom Taufbekenntnis7 als auch von der Milde des Bußgerichtes. Aber es ist ein anderes, ob man von Gott gereinigt wird, oder ob man aus sich selbst sündlos ist. Denn wenn nach Job vor dem Angesichte Gottes der Mond nicht hell scheint und die Sterne nicht rein sind, um wieviel mehr trifft dies auf den Menschen zu, der Moder, und auf des Menschen Sohn, der ein Wurm ist8. „Denn jeder Mund verstummt“9, und schuldig ist jeder Gerechte vor Gott, „weil aus den Werken des Gesetzes kein Mensch vor ihm gerechtfertigt werden wird“10. Da gibt es keine Verschiedenheiten der Personen11. Denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes. Sie sind ohne Verdienst gerechtfertigt worden durch seine Gnade12. Wenn der Apostel aber schreibt: „Wir nehmen an, daß der Mensch durch den Glauben ohne die Werke des Gesetzes gerechtfertigt wird, da es nur einen Gott gibt, der die Beschnittenen aus dem Gesetze und die Unbeschnittenen aus dem Glauben rechtfertigt“13, dann läßt er deutlich durchblicken, daß die Gerechtigkeit S. 418 desjenigen, der ohne Gesetzeswerke den Glauben der Gläubigen annimmt, nicht in menschlichem Verdienst, sondern in der Gnade Gottes wurzelt. Darum heißt es bald darauf: „Die Sünde wird über euch keine Gewalt haben“. Warum? „Weil ihr nicht unter dem Gesetze, sondern unter der Gnade steht“14. „Denn es ist nicht Sache des Wollenden oder des Laufenden, sondern des erbarmenden Gottes“15. „Daher haben auch die Heiden, welche nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt, jedoch die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben ist. Israel ist aber trotz seines Strebens nach dem Gesetze der Gerechtigkeit nicht zum Gesetze der Gerechtigkeit gelangt, weil sein Streben nicht auf dem Glauben, sondern auf den Werken fußte. Denn sie stießen sich an dem Steine des Anstoßes“16. „Das Endziel des Gesetzes ist nämlich Christus, der jeden, der glaubt, zur Gerechtigkeit führen wird“17.
-
1 Joh. 1, 5. ↩
-
Joh. 1, 7―9. ↩
-
1 Tim. 6, 16. ↩
-
Röm. 16, 27. ↩
-
Ezech. 28, 3. ↩
-
1 Joh. 1, 7. ↩
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Die Taufkandidaten mußten am Karsamstag vor der ganzen Gemeinde ein feierliches Glaubensbekenntnis ablegen. Vgl. Aug. Conf. VIII, 2. ↩
-
Job 25, 5 f. ↩
-
Röm. 3, 19. ↩
-
Röm. 3, 20. ↩
-
Kol. 3, 25. ↩
-
Röm. 3, 23 f. ↩
-
Röm. 3, 28. 30. ↩
-
Röm. 6, 14. ↩
-
Röm. 9, 16. ↩
-
Röm. 9, 30―32. ↩
-
Röm. 10, 4. ↩