35.
Gehen wir jetzt zum Buche Numeri über, aus dem wir das Wichtigste herausholen wollen, um die Unverschämtheit der Streitsüchtigen in ihre Schranken zurückzuweisen. Der Nazaräer, ehrwürdig durch sein einer heiligen Sache dienendes Haar, wird verunreinigt durch den plötzlichen Tod eines anderen, und alle die Tage seiner Weihe, soweit sie vorüber sind, haben keine Gültigkeit. Dann werden für ihn zwei Turteltauben und zwei junge Tauben geopfert, eine für die Sünde, die andere als Brandopfer. Am Tage der Vollendung seines Gelübdes muß ein Schaf als Brand- und ein Lamm als Sündopfer dargebracht werden1. — Und einige Kapitel später steht geschrieben: „Und jetzt werde gepriesen die Kraft des Herrn, so wie du gesprochen hast: Der Herr ist langmütig und von großer Erbarmung, da er hinwegnimmt Sünde und Missetat, aber trotz der Reinigung nicht unschuldig macht“2. Diese letztere Stelle haben die Septuaginta übersetzt mit „und reinigend wird er den Schuldigen nicht reinigen“, d. h. auch nach der Verzeihung wird er vor dem eigenen Gewissen noch schuldig sein. — Wenn das Volk aus Unkenntnis etwas tut, was es nicht tun durfte, dann heißt es nach einer langen Reihe von Zeremonien: „Bringet einen Ziegenbock dar für die Sünde! Der Priester wird um Verzeihung bitten für die ganze Gemeinde Israels, und der Herr wird gnädig sein, weil Unkenntnis vorliegt. Und sie selbst werden ihre Opfergabe dem S. 395 Herrn darbringen, weil sie vor ihm, wenn auch unbewußt, gesündigt haben“3. Es wird an gleicher Stelle hinzugefügt: „Wenn jemand unwissentlich sich vergeht, dann soll er eine jährige Ziege für die Sünde der Unwissenheit vor dem Herrn darbringen. Es wird der Priester für ihn bitten wegen der Sünde, die er aus Unkenntnis begangen hat, und es wird ihm Verzeihung zuteil werden“4. — Am ersten eines jeden Monats wird dem Herrn ein Ziegenbock als Sündopfer dargebracht5. Am Passahfeste wiederholt sich dieses Sündopfer acht Tage lang, vom vierzehnten bis zum einundzwanzigsten Tage des ersten Monats6. Auch Pfingsten wird ein Ziegenbock für die Sünde geopfert7, und am ersten Tage des siebten Monats wird, sobald der Trompetenschall ertönt, die gleiche religiöse Zeremonie mit dem Ziegenbock vorgenommen8. Am zehnten Tage desselben Monats, an welchem bis zum Abend gefastet wird, wird für die Sünde ein Ziegenbock geopfert neben jenem, der nach dem Gesetze vor dem Brandopfer für die Sünde zu schlachten ist9. Desgleichen wird am Laubhüttenfeste, an welchem Hütten gebaut werden, abgesehen von den anderen Opfern, vom fünfzehnten bis zum zweiundzwanzigsten desselben siebten Monats immer ein Ziegenbock für die Sünde geopfert10, um den Ausspruch des seligen David zu bestätigen: „Vor Dir allein habe ich gesündigt und in Deiner Gegenwart Böses getan, damit Du gerecht erscheinst in Deinen Worten und bestehst, wenn man mit Dir rechtet“11 . — Sechs Städte werden als Ort der Verbannung bestimmt für solche, die nicht freiwillig, sondern unabsichtlich durch einen Steinwurf, eine Handbewegung, aus Scherz, aus Mutwillen ohne feindselige Absicht, mehr aus Unglück als mit Wissen gefehlt haben, aber doch nicht frei von Schuld sind, da sie für immer verbannt werden und vor dem festgesetzten Tage ihre Rückkehr weder durch S. 396 eine Fürbitte zu erwirken noch durch ein Lösegeld zu erkaufen ist12.