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Darum, meine teure Eustochium, meine Tochter, meine Herrin, meine Genossin, meine Schwester — das eine bist Du dem Alter nach, das andere wegen Deiner Verdienste, das dritte durch den gemeinschaftlichen S. 93 Glauben und das letzte auf Grund der christlichen Liebe —, beachte die Worte des Propheten Isaias: „Mein Volk, gehe in deine Kammer, schließe die Türe hinter dir zu, verbirg dich für kurze Zeit, bis des Herrn Zorn vorüber ist.“ 1 Laß die törichten Jungfrauen sich draußen herumtreiben. Du aber verweile mit Deinem Bräutigam im Innern des Hauses! 2 Wenn Du die Türe verschließest und nach der Vorschrift des Evangeliums Deinen Vater im Verborgenen anbetest, 3 dann wird er kommen, anklopfen und zu Dir sprechen: „Siehe, ich stehe vor der Türe und klopfe an. Wer mir aufmacht, bei dem werde ich Wohnung nehmen und Gastmahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ 4 Du aber wirst gleich voller Inbrunst erwidern: „Es ist die Stimme meines Bruders, der klopft und spricht: Öffne mir, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Vollkommene.“ 5 Sprich ja nicht zu ihm; „Ich habe mein Kleid abgelegt, wie soll ich es anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie soll ich sie beschmutzen?“ 6 Stehe sofort auf und öffne, sonst könnte er, während Du zögerst, weitergehen, und Du wirst nachher jammern und sprechen: „Ich habe meinem Geliebten geöffnet, aber mein Geliebter ist vorübergegangen.“ 7 Warum mußt Du denn die Pforten Deines Herzens Deinem Bräutigam verschließen? Für Christus seien sie offen, dem Teufel aber verschlossen nach dem Schriftwort: „Wenn der Geist eines Gewaltigen über dich kommt, dann schenke ihm kein Gehör.“ 8 Daniel verweilte in seinem Obergemach — denn im unteren konnte er nicht bleiben — und er öffnete in der Richtung nach Jerusalem seine Fenster. 9 Auch Du halte die Fenster offen, aber die Fenster, durch welche das Licht eintritt, durch welche S. 94 Du den Ausblick hast auf die Stadt Gottes, öffne aber nicht die Fenster, von denen es heißt: „Der Tod hielt seinen Einzug durch eure Fenster.“ 10
