5.
Schon die Art, sie herzurichten und zu kleiden, belehre sie darüber, wem sie versprochen ist. Laß ihre Ohren nicht durchbohren; ihr Christo geweihtes Antlitz soll sie nicht mit Bleiweiß und Purpur bemalen. Belade ihren Hals nicht mit Gold und Perlen, das Haupt nicht mit Edelsteinen! Laß sie das Haar nicht rot färben, erinnert doch diese Tönung zu sehr an das höllische Feuer. Sie besitzt andere Perlen, durch deren Verkauf sie sich die so kostbare Perle des Evangeliums erwerben kann. 1 Auf den Wunsch ihres Gatten Hymetius, 2 des Oheims der Jungfrau Eustochium, gab vor kurzem Prätextata, eine vornehme römische Dame, der ganzen äußeren Erscheinung Eustochiums ein verändertes Aussehen. Das bisher vernachlässigte Haar legte sie in Wellen zurecht. Damit bezweckte sie, die Jungfrau von ihrem Entschlusse, die Welt zu verlassen, abzubringen und der Mutter Sehnen zu vereiteln. Da sah sie in derselben Nacht im Traume einen Engel mit furchterregendem Antlitz. Drohenden Blickes brach er in die Worte aus: „Du hast es gewagt, deines Mannes Weisung über Christi Befehl zu stellen? Du hast dich unterfangen, das Haupt einer gottgeweihten Jungfrau mit deinen frevlerischen Händen zu berühren? Dafür sollen diese jetzt verdorren, und aus der Schwere der Strafe soll dir der Grad deiner Verfehlung zum Bewußtsein kommen. Nach fünf Monaten wirst du des Todes sein. Beharrst du aber bei deiner Freveltat, dann wirst du auch deines Gatten und deiner Kinder beraubt werden.“ Alles traf der Reihe nach ein, und die unglückliche Frau mußte ihre, ach, zu späte Reue mit einem baldigen Tode büßen. So nimmt Christus an denen Rache, die seinen Tempel entheiligen. So zeigt er, daß er von Edelsteinen S. 393 und prunkendem Schmuck nichts wissen will. Ich habe diesen Vorfall nicht erwähnt, um die armen Unglücklichen etwa bloßzustellen. Ich wollte Dich nur daran erinnern, wie Du mit Furcht und Vorsicht auf das achten mußt, was Du Gott dem Herrn gelobt hast.
