4.
Wenn also deine Lehren nur ein Aufguß alter Irrlehren sind, wozu dann diese armen sündenbeladenen Weiblein, die von jedem Winde der Lehre hin und her geworfen werden, die ständig lernen und nie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen können? 1 Wozu dann weiter die Genossen dieser Weiblein, die es in den Ohren juckt, 2 die nicht verstehen, was sie hören und sprechen, denen man den ältesten Unflat in neuer Zubereitung vorsetzen kann? Sie streichen nach einem Worte des Propheten Ezechiel die Wände, ohne die nötige Mischung vorzunehmen; und wenn der Regen der Wahrheit darüberkommt, dann fließt alles auseinander. 3 Simon der Magier begründete seine Irrlehre mit Hilfe einer Dirne namens Helena. 4 Nikolaus von Antiochia, dessen Irrlehre voller Schmutzereien ist, war von einem Schwarm von Frauen umgeben. 5 Marcion schickte eine Frau nach Rom voraus, welche den Weg zur Täuschung anderer Frauen vorbereiten sollte. 6 Apelles tat sich zur S. b210 Verbreitung seiner Irrlehren mit Philomene zusammen. 7 Montanus, von einem unreinen Geiste als Prediger entsandt, hat viele Kirchen durch Prisca und Maximilla, zwei vornehme und reiche Frauen, mit Gold bestochen und nachher mit seiner Lehre besudelt. 8 Aber wozu von den alten Irrlehren sprechen? Kommen wir auf unsere Zeit! Um der Welt den Kopf verdrehen zu können, hat Arius vorher die Schwester des Kaisers in seine Fallstricke gelockt. 9 Lucilla unterstützte den Donatus 10 mit ihrem Vermögen, um mit seinen übelriechenden Wassern alle die Unglücklichen beschmutzen zu können. In Spanien führte Agape den Elpidius, also ein Weib den Mann, eine Blinde den Blinden in den Graben. 11 In ihre Fußstapfen trat Priszillian, ein eifriger Anhänger des Zauberers Zoroaster, und wurde aus einem Zauberer ein S. b211 Bischof. 12 An ihn hing sich eine gewisse Galla 13 — dies ist ihr Name, nicht etwa die Bezeichnung ihrer Herkunft. Sie ließ eine Schwester als Erbin zurück, welche hin und her reiste, um eine dem Priszillianismus verwandte Irrlehre zu verbreiten. Noch jetzt arbeitet sie im Dienste des Geheimnisses der Bosheit. Also legt ein Geschlecht dem anderen Fallstricke, so daß ich das Wort des Propheten anwenden muß: „Wie das Rebhuhn schreit, das auf Eiern brütet, die es nicht gelegt hat, so ist der, welcher auf ungerechte Weise Reichtum sammelt. In der Mitte seiner Tage verläßt ihn sein Reichtum, und sein Ende ist Torheit.“ 14
2 Tim. 3, 6 f. ↩
Ebd. 4, 3. ↩
Ezech. 13, 10 f. ↩
Helena aus Tyrus war die Gefährtin des Simon, in der angeblich die trojanische Helena wieder auflebte. Er gab sie aus als die ἔννοια, den Urgedanken der Gottheit. ↩
Die Nikolaiten lehrten und übten Weibergemeinschaft (vgl. BKV II. Reihe XVI 288 Anm. 5 ↩
Der spätere Gnostiker Marcion von Sinope war von seinem Vater, dem Bischofe dieser Stadt, wegen Verführung einer gottgeweihten Jungfrau aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen worden. Es liegt nahe, daß diese hier gemeint ist. Unsere Stelle ist die einzige Quelle über diese Person. ↩
Apelles war Gnostiker und Marcions Schüler. Wegen seines unsittlichen Lebenswandels in Rom unmöglich geworden, wandte er sich nach Alexandrien, wo er sich mit der Jungfrau Philomene verband. Apelles zeichnete ihre angeblichen Offenbarungen auf und veröffentlichte sie unter dem Titel „φανερώσεις“ (vgl. Tert., De praescript. 30 — BKV XXIV 337). ↩
Der Phrygier Montanus, ein schwarmgeistiger Häretiker des 2. Jahrhunderts, gab sich und seine beiden Begleiterinnen als Werkzeuge des Hl. Geistes aus, der sich durch sie offenbare. ↩
Constantia, Constantins Halbschwester und Witwe des Licinius, hatte sich der arianischen Irrlehre angeschlossen und verwandte sich für deren Anhänger beim Kaiser. ↩
Donatus war der Begründer des nach ihm benannten Schismas in Karthago (seit 314). Auch die Donatisten waren rigoristische Schwarmgeister. Lucilla, eine reiche, frömmelnde spanische Witwe, war der Mittelpunkt einer dem Archidiakon Caecilian, dem späteren Bischof von Karthago, feindlichen Partei. Sie war nämlich von dem Archidiakon wegen Verehrung der Reliquien eines nicht anerkannten Märtyrers öffentlich getadelt worden. Deshalb betrieb sie die Wahl ihres Hausfreundes, des Lektors Majorinus, zum Gegenbischof und machte sich hierzu die numidischen Bischöfe durch reichliche Geldspenden gefügig. ↩
Matth. 15, 14; Luk. 6, 39. Vgl. S. 61 Anm. 1. Markus und sein Schüler Elpidius wurden im Jahre 380 auf dem Konzil zu Saragossa aus der Kirche ausgeschlossen. ↩
Priszillian mußte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, sich mit Magie und Astrologie befaßt zu haben, zugeben. Nach seiner zu Saragossa erfolgten Verurteilung machten ihn seine Anhänger zum Bischof von Avila in Lusitanien. ↩
Weiter nicht bekannt. ↩
Jer. 17, 11 (nach LXX). ↩
