5. Kap. Die dritte Bitte.
Zukomme dein Reich geht auf dasselbe Ziel, wie „dein Wille geschehe“, nämlich in uns. Denn wann wäre denn die Zeit, wo Gott nicht regiert, er, in dessen Hand die Herzen aller Könige sind1 ? Was wir S. 253uns auch immer wünschen, auf ihn richtet sich unsere Erwartung, ihm schreiben wir zu, was wir von ihm erwarten. Wenn daher die Verwirklichung des Reiches des Herrn sich auf den Willen Gottes und auf unsern Ungewissen Zustand bezieht, wie können manche einen Aufschub für die Welt verlangen2, da ja das Reich Gottes, um dessen Ankunft wir bitten, auf die Vollendung der Welt hinarbeitet? - Wir wünschen früher zu regieren und nicht länger mehr zu dienen. Auch wenn im Gebete keine Vorschrift, um die Ankunft des Reiches zu bitten, vorgezeichnet wäre, so müßten wir von freien Stücken diesen Wunsch aussprechen, indem wir den Gegenstand unserer Hoffnung in die Arme zu schließen eilen. Es schreien ja die Seelen der Märtyrer unter dem Altare mit Unwillen zum Herrn:„Wie lange noch, o Herr, wirst Du unser Blut nicht rächen an den Bewohnern der Erde?“3. Denn die Rache für sie ist vom Ende der Welt abhängig. Ja recht bald, o Herr, möge Dein Reich, der Gegenstand der Wünsche der Christen, zu uns kommen zur Beschämung der Heiden, zur Freude der Engel. Um seinetwillen werden wir angefeindet, oder richtiger, um seinetwillen beten wir.
