20. Kap. Die nötige Vorbereitung auf den Empfang der Taufe. Schluß.
Diejenigen, welche im Begriffe stehen, die Taufe zu empfangen, müssen anhaltende Gebete verrichten, unter Fasten, Kniebeugungen und Nachtwachen beten und damit das Geständnis aller ihrer früheren Sünden verbinden, so daß sie auch die Taufe des Johannes darstellen. „Sie wurden getauft“, heißt es, „nachdem sie ihre Sünden bekannt hatten“1. Wir müssen uns Glück wünschen, wenn wir unsere Gottlosigkeiten und Schändlichkeiten nicht öffentlich zu bekennen brauchen2. Wir tun nämlich durch die Beschwernis des Fleisches und Geistes hinsichtlich des früheren genug und schieben zu gleicher Zeit kommenden Versuchungen einen Riegel vor, „Wachet und betet“, heißt es, „damit ihr nicht in Versuchung fallet“3. Und gerade deshalb, glaube ich, weil sie eingeschlafen waren, sind die Apostel versucht worden, so daß sie den Herrn, als er ergriffen wurde, verließen, und sogar der, welcher bei ihm standhielt und sich des Schwertes bediente, ihn dreimal verleugnete. Denn zuvor war auch der Ausspruch getan worden, daß niemand ohne Versuchung das Himmelreich erlangen würde4.
S. 299Den Herrn selbst umstanden sofort nach seiner Taufe Versuchungen, nachdem er vierzig Tage dem Fasten obgelegen. Also müssen auch wir, möchte jemand schließen, nach der Taufe sogleich fasten? - Nun ja, was hindert daran? Nur die notwendig folgende Freude und der Dank wegen des erlangten Heils. Allein der Herr hat, wenigstens meines Erachtens, unter dem Vorbilde Israels einen Vorwurf dagegen gerichtet. Obwohl nämlich das Volk, welches durch das Meer gegangen und in die Wüste versetzt worden war, dort vierzig Jahre hindurch mit göttlichen Speisen ernährt wurde, so dachte es nichtsdestoweniger doch mehr an das, was des Bauches und Gaumens ist, als an Gott. Ferner gab der Herr nach der Taufe in der Zurückgezogenheit der Wüste und nach Überstehung eines vierzigtägigen Fastens zu verstehen, daß ein Mann Gottes nicht allein vom Brot lebe, sondern vom Worte Gottes, und daß die Versuchungen, weiche das Gefolge eines gefüllten und unmäßigen Bauches bilden, durch die Enthaltung ausgetrieben würden.
Also, Ihr Gesegneten, welche die Gnade Gottes erwartet, wenn Ihr aus jenem hochheiligen Bade der Wiedergeburt heraufsteiget und unter Leitung der Mutter [der Kirche] zum ersten Male mit den Brüdern die Hände zum Gebet ausbreitet, so erflehet Euch vom Vater, so erbittet Euch vom Herrn die Schätze der Gnade und die Erteilung der Geistesgaben. „Bittet“, heißt es, „und ihr werdet empfangen“. Denn Ihr suchtet und habt gefunden; Ihr habt angeklopft und es ist Euch aufgetan worden.
Nun habe ich nur noch zu bitten, daß Ihr, wenn Ihr betet, auch des Sünders Tertullian eingedenk seid.