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S. 191 Das Wort des Herrn, das wir alle nicht nur mit Eifer, sondern auch mit Weisheit vernehmen müssen, und dem wir demütigen und freudigen Gehorsam schulden, das an allen Orten mit seiner maßvollen Milde Früchte reifen laßt, so daß es weder den Schafen an Nahrung noch den Hirten an Speise gebricht, legt einige besondere Pflichten uns allein, einige allgemeine aber uns und euch zugleich auf. Uns nämlich, seinen Knechten, die der Hausvater, der Herr aller Dinge, in seinem großen Hause zu der Aufgabe bestellt hat, seinem Volk das Wort der Gnade zu reichen, wird die besondere Pflicht der heiligen Predigt auferlegt; allgemein aber wird uns und euch heilsamer Gehorsam gegen die Gebote zur Pflicht gemacht. In diesen Geboten ist, wie bei einem reichen Gastmahl, eine solche geistliche Fülle himmlischer Süßigkeit verborgen, daß vom Worte Gottes der Vollkommene im Überfluß sich sättigen und im Überfluß der Säugling sich stillen kann. Denn hier ist zugleich Milch, von der die zarte Kindheit der Gläubigen sich nährt, und feste Speise, durch die das starke Jugendalter der Vollkommenen geistiges Wachstum an heiliger Tugend empfängt. Hier ist in vollem Maß Vorsorge getroffen für das Heil aller, die Gott zu retten sich würdigt; hier findet sich, was jedem Alter frommt und jedem Stand geziemt; hier vernehmen wir die Gebote, die wir erfüllen sollen; hier erkennen wir die Be- S. 192 lohnungen, auf die wir hoffen dürfen; hier finden wir das Gebot, das uns durch den Buchstaben belehrt und zur Weisheit unterrichtet, hier die Verheißung, die uns durch die Gnade zieht und zur Verherrlichung geleitet.