36. Die wahre Weisheit.
Nachdem wir so die falsche Religion, die im Dienste der Götter besteht, und die falsche Weisheit, die in der Philosophie enthalten ist, zurückgewiesen haben, führt uns nunmehr der Weg zur wahren Religion und Weisheit; und zwar müssen wir von beiden wegen ihres inneren Zusammenhanges gemeinsam sprechen. Denn in der wahren Gottesverehrung und in nichts anderem besteht die Weisheit. Jener höchste Gott, der Schöpfer des Weltalls, der den Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat, hat darum den Menschen allein von allen Geschöpfen mit Vernunft ausgestattet, daß er Gott als Vater ehre und als Herrn fürchte und als Frucht dieser Ehrfurcht und Unterwürfigkeit den Lohn der Unsterblichkeit gewinne. Das ist das wahre und göttliche Geheimnis. Die Lehren der Philosophie aber entbehren wie der Wahrheit so auch der Eintracht. Die Philosophie befaßt sich nicht mit dem Opferdienste, und beim Opferdienst kommt nicht die Philosophie in Betracht; und darum ist die Religion falsch, weil sie der Weisheit entbehrt, die Weisheit falsch, weil es ihr an Religion gebricht. Wo Religion und Weisheit miteinander verbunden sind, da muß die Wahrheit sein; und frägt man nach dem Wesen der Wahrheit selbst, so kann sie richtig als weise Religion oder als religiöse Weisheit bezeichnet werden.