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Gottes Schöpfung (BKV)
VIII. Hauptstück. Körperbau des Menschen, Augen und Ohren.
S. 248 § 1. Nun will ich das Wesen des ganzen Menschen erklären, den Zweck und die Beschaffenheit der einzelnen Organe, mögen sie sichtbar sein oder auch nicht, erörtern.
§ 2. Da es in Gottes Absicht lag, von allen Lebewesen den Menschen allein für seine himmlische Bestimmung zu schaffen, die übrigen aber sämtlich für die Erde, so schuf er den Menschen aufrecht und stellte ihn auf zwei Füße, natürlich damit er dorthin schaue, woher er stammt; die Tiere jedoch schuf er mit dem Blick zur Erde, damit diese, da sie keine Unsterblichkeit zu erwarten haben, nur den niederen Trieben zu folgen hätten.
§ 3. Es zeigt also des Menschen gerade und aufrechte Haltung sowie sein ganz Gott ähnliches Wesen seinen Ursprung und Schöpfer an. Sein fast göttlicher Verstand1 hat, da er nicht bloß die Herrschaft über die Tiere der Erde, sondern auch über den eigenen Körper bekommen hat, seinen Sitz ganz oben im Kopfe, und wie von einer hohen Burg aus ersieht er alles und erschaut er alles.
§ 4. Gott hat diesen seinen Sitz nicht gedrückt und länglich gebildet wie bei den stummen Tieren, sondern einer Kugel gleich, weil eben die Kugel eine vollkommene Figur ist.
§ 5. Hiervon wird also der Geist und jenes himmlische Feuer2 wie vom Himmelsgewölbe bedeckt. Während er den obersten Teil desselben mit einem natürlichen Kleide bedeckt hat, hat er das Vorderteil, d. i. das Gesicht, mit den notwendigen Organen entsprechend versehen.
§ 6. Und was fürs erste das anbelangt, daß er die S. 249 Augen in Höhlen geborgen hat [Öffnungen = foratus], wovon nach Varro das Wort „Stirne“ [frons] stammen soll, so war es sein Wille, daß deren weder mehr noch weniger als zwei seien, weil es für das Auge nichts Vollkommeneres gibt als die Zweizahl, sowie er auch wollte, daß es bloß zwei Ohren gebe. Es ist unglaublich, wie schön die Zweizahl3 ist, denn einerseits sind beide Teile sich ähnlich, anderseits sollten durch diese die von der einen oder von der anderen Seite kommenden Laute leichter aufgefangen werden können.
§ 7. Auch die Bildung selber ist wunderbar, da die Höhlungen nach seinem Willen nicht frei und ungeschützt sein sollten. Dies letztere wäre sowohl nicht so schön als auch nicht so gut gewesen, weil an den einfachen engen Höhlungen der Laut leicht hätte vorbeistreichen können, wofern ihn nicht die Muscheln, während er an dieselben anprallt, festhalten würden, infolgedessen er in den Gehörgang gelangen kann, wobei eine Ähnlichkeit mit jenen kleinen Gefäßen, die man aufsetzt, um Gefäße mit engem Halse zu füllen, sich herausstellt.
§ 8. Die Ohren also [aures], die ihren Namen vom Auffangen der Laute [haurire — aures] erhalten haben, weshalb Vergil sagt: vocemque his auribus hausi — ich habe die Stimme mit diesen Ohren aufgefangen [gehört], oder weil die Griechen die Stimme selber αὐδή von auditus — durch Verwechslung der Buchstaben aures für audes geworden — genannt haben, wollte der göttliche Künstler nicht aus weicher Haut bilden, die herabhängend und schlaff der Schönheit Eintrag getan hätte, auch nicht aus harten, festen Knochen, damit sie zum Gebrauche nicht untauglich, also unbeweglich und starr wären, sondern er dachte etwas aus, was zwischen beiden die Mitte innehielt, insoferne er sie eben aus Knorpeln bildete, auf daß sie zugleich entsprechende Festigkeit und Beweglichkeit besäßen.
§ 9. Die Ohren haben nur die Aufgabe zu hören, wie die Augen die Aufgabe haben zu sehen. Diese letzteren besitzen eine wunderbare Feinheit, insoferne der S. 250 Schöpfer die Edelstein ähnlichen Runden mit durchsichtigen Häutchen versehen hat, damit die Bilder der Gegenstände gewissermaßen in einem Spiegel erglänzen und in den inneren Sinn fallen sollten.
§ 10. Vermittelst dieser Membranen also erblickt4 jener Sinn, der Verstand heißt, die Gegenstände draußen, damit du ja nicht glaubst, daß wir durch das Eindringen der Bilder sehen, wie die Philosophen behaupten; denn die Tätigkeit des Sehens muß doch in dem Subjekte liegen, das sieht, nicht in dem Objekte, das gesehen wird, — oder in der Zusammendrängung der zwischen dem Auge und dem Gegenstande befindlichen Luft, durch deren Zusammenprall mit dem vom Auge ausgehenden Sehpneuma —, oder durch Ausstrahlung, da wir in dem letzten Falle später5, als wir die Augen [auf etwas] richteten, sehen würden, bis die in Schwingung versetzte Luft mit der Sehschärfe [dem Sehpneuma] oder die ausgehenden Strahlen zum Gegenstande des Sehens gelangten.
§ 11. Da wir aber im selben Augenblicke sehen, meistenteils sogar, während wir etwas anderes tun, S. 251 alles im Gesichtskreise Befindliche wahrnehmen, so ist es richtiger und verständiger, daß der Geist es ist, der durch die Augen die Gegenstände wie durch eine Fensteröffnung, die mit einem durchsichtigen Glase oder Steine6 versehen ist, erblickt.
§ 12. Daher wird Verstand und Wille häufig aus den Augen erkannt. Um dies zu widerlegen, bediente sich Lukretius eines höchst albernen Beweisgrundes7. Wenn nämlich der Verstand vermittelst der Augen sähe, so müsse er nach Ausbohrung der Augen besser sehen, weil die mit den Pfosten ausgerissenen Türen mehr Licht einströmen ließen, als wenn sie zugemacht wären.
§ 13. Natürlich hatte er, oder besser gesagt sein Lehrer Epikur, ausgebohrte Augen, um nicht zu sehen, daß die ausgebohrten Augensterne, die zerrissenen Muskeln, das aus den Adern fließende Blut, das aus den Wunden wachsende Fleisch und zuletzt die verwachsenen Narben kein Licht könnten eindringen lassen, außer es wäre sein Wunsch, die Augen möchten den Ohren ähnlich sein, um nicht so sehr mit den Augen als mit den Löchern zu sehen: nichts hätte garstiger und unpassender sein können als dies.
§ 14. Wie wenig könnten wir sehen, wenn der Geist aus dem tiefsten Innern des Hauptes durch die engen Spalten hindurch aufzumerken hätte, geradeso wie einer, der durch einen Halm hindurch schauen wollte, in Wirklichkeit nicht mehr sehen dürfte, als der Halm zuläßt!
§ 15, Daher mußten die Sehorgane kugelrund sein, um einen möglichst weiten Sehbereich zu haben, und S. 252 mußten dieselben vorne im Gesichte ihre Stelle haben, damit sie alles ungehindert sehen könnten.
§ 16. Die unaussprechliche göttliche Vorsehung hat also zwei einander ganz ähnliche Kugeln geschaffen und sie so verbunden, daß sie sich nicht ganz umkehren, wohl aber drehen und bewegen können. Dann wollte Gott, daß die Augensterne selbst voll seien von reiner, durchsichtiger Flüssigkeit, in deren Mitte die Lichtfunken [Linse] eingeschlossen sein sollten, die wir Pupillen nennen, auf deren Reinheit und Durchsichtigkeit das Wesen des Gesichtssinnes beruht8.
§ 17. Durch diese Augäpfel also bemüht sich der Geist zu sehen, und wunderbarerweise gestaltet sich das Gesicht beider Augen zu einem einheitlichen.
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Zeigt einen Anflug der stoischen Lehre, ist jedoch nicht ganz die Lehre der Stoiker, welche den menschlichen Verstand als einen Ausfluß der mens divina bezeichneten. ↩
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Ignis caelestis = Seele. — Laktantius unterscheidet hier zwischen mens und anima. ↩
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Ist ein Grundsatz in der Ästhetik. ↩
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Laktanz bringt hier vier Ansichten vor, wie das Sehen zustande komme. 1. per eas igitur membranas sensus ille, qui dicitur mens, ea quae foris sunt, transpicit: Dieser Ansicht huldigt Laktanz. Brandt [Laktanz und Lukrez, Jahrbb. f. Philolog. 143, S. 254] sucht diese Theorie vom Sehen als von Herakleitos stammend zu erweisen. - Die zweite Ansicht ist die, daß das Sehen ermöglicht werde incursione imaginum [durch das Eindringen der Bilder]. Diese Ansicht hegten die Epikureer, und sie wird hier von Laktanz energisch bekämpft. - 3. Die Worte intentio aeris cum acie enthalten nach Brandt (a. a. O.] die stoische Lehre über das Sehen, wie Chrysippus sie gelehrt habe. Plutarch. plac. phil. IV, 15; Diogenes Laert. VII, 157; die intentio aeris bezeichnet darnach die Zusammendrängung der zwischen dem Auge und dem Gegenstande befindlichen Luft [συνέντασις τοῦ ἀέρος] durch deren Zusammenprall mit dem vom Auge ausgehenden Sehpneuma. - Die vierte Theorie, daß nämlich das Sehen effusione radiorum durch Ausstrahlung zustande komme, ist nach Brandts Darlegungen [a. a. O.] wahrscheinlich den Geometrae und Peripatetikern zuzuweisen. ↩
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Dieser von Laktanz angeführte Einwurf ist wohl nicht von Belang. ↩
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Specularis lapis, Fraueneis = Marienglas, ein durchsichtiger Stein, der sich in dünne Blättchen teilen ließ, welche die Alten als Fensterscheiben gebrauchten. ↩
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Laktantius bekämpft hier mit Recht den Lukretius, der die Lehre der Skeptiker [Sextus Empirikos adv. math. VII, 130: ἐν δὲ ἐγρηγορόσι πάλιν διὰ τῶν αἰσθητικῶν πόρων ὥσπερ διά τινων θυρων προκύψας (sc. ὁ ἐν ἡμῖν νοῦς)] mißverstanden hat, indem an dieser Stelle mit den Türen nur die Augenlider, nicht die Augen selbst gemeint sein können. Vgl. Brandt, Laktantius und Lukretius, Jahrbb. f. Philolog. 143, S. 232. ↩
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Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist der Vorgang beim Sehen folgender: Das Auge besteht aus zwei Teilen. Der eine ist ein optischer Apparat, durch welchen wirkliche [aber umgekehrte] Bilder äußerer Gegenstände auf dem Augenhintergrunde entworfen werden, weshalb man ihn auch den bilderzeugenden oder dioptrischen Apparat nennt. Der zweite Augenteil ist der empfindende oder derjenige, welcher die durch den optischen Apparat ihm zugeführten Lichtschwingungen in Erregungen des Sehnervs umsetzt und dadurch im Gehirne die Empfindung des Lichtes, beziehungsweise des auf dem Augengrunde abgebildeten Gegenstandes vermittelt. ↩
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De l'ouvrage de Dieu, ou de la formation de l'homme
VIII.
Je crois devoir faire une description de l'homme entier, et expliquer en particulier quelle est la figure et quel est l'usage de ses parties, tant de celles qui paraissent au dehors que de celles qui sont cachés au dedans. Comme Dieu le destinait seul au ciel, au lieu qu'il destinait les autres à la terre, il ne lui a donné que deux pieds et l’a formé droit et élevé, afin qu'il regardât le lieu de son origine. Pour les autres animaux, qui n'ont rien que de terrestre et de mortel, il les a abaissés vers la terre, afin qu'ils ne fissent rien autre chose que d'y chercher de quoi vivre. La taille et la stature de l'homme, ce visage élevé, montrent bien quelle est son origine et son principe. Cet esprit qui a quelque chose de céleste et de divin, et qui exerce une espèce d'empire, non seulement sur son corps, mais sur toute la nature, est dans la tête comme dans une forteresse, d'où il considère tout l’univers. Ce palais de l’âme est d'une figure ronde, qui est la plus parfaite. C'est là que ce feu divin est renfermé comme dans un globe et caché comme sous un ciel. La partie la plus élevée est couverte de cheveux, comme nous l'avons dit, et l'antérieure, qui est le visage, est découverte, et en même temps ornée de parties dont les fonctions sont tout ensemble et les plus excellentes et les plus nécessaires. Les yeux sont dans des enfoncements, d'où Varron croit que vient le nom de front. Dieu a voulu qu'il n’y en eût ni plus ni moins que deux, qui est un nombre parfait. Il a voulu de la même aorte qu'il n'y eût ni plus ni moins que deux oreilles, en quoi la beauté s'accorde avec l'utilité. Car, si c'est une agréable symétrie, qu'il y en ait une de chaque côté, c'est aussi une notable commodité pour entendre tous les sons, de quelque côté qu'ils viennent. Leur figure est tout à fait admirable, car Dieu n'a pas voulu que leurs ouvertures fussent droites et dégarnies de défense, ce qui aurait été et moins beau et moins commode, parce que les sons ne seraient pas si facilement entendus si l'air n'était arrêté et retenu dans les cavités et dans les détours de l'oreille, de la même sorte que les liqueurs sont retenues et arrêtées dans les vases dont on se sert pour les verser dans d'autres dont l’entrée est étroite. Dieu n'a pas voulu que les oreilles, qu'il destinait à recevoir les sons et les voix, fussent revêtues ni de peaux lâches et pendantes, ce qui aurait fait une désagréable figure, ni d'os durs et solides, ce qui n'aurait été d’aucun usage; mais il a voulu qu'elles fussent comme d'une constitution moyenne entre ces deux-là, et qu'elles fassent suspendues par un cartilage tendu et délicat, qui leur donnât de la forme et n'empêchât point qu'on ne put les tourner. Comme leur unique fonction est d'entendre les sons, aussi l'unique fonction des yeux est de voir les couleurs et la lumière. La subtilité de leur structure est si merveilleuse qu'il est difficile de trouver des paroles propres pour l'expliquer. Les prunelles, qui sont comme de riches perles, sont couvertes par dehors de membranes claires et luisantes, ce que la Providence a ordonné de la sorte afin que les images des objets, s'y réfléchissant comme dans un miroir, passassent jusques au sens interne. C’est à travers ces membranes que le sens ou l’esprit découvre tout ce qui est au dehors; car il ne faut pas se figurer que l'acte de la vision se fasse par un concours des images qui soient envoyées par les objets, ainsi que quelques philosophes l'ont prétendu. Il est clair que l'acte de la vision est un acte qui doit être exercé par la personne qui voit, et non par la chose qui est vue. Il ne faut pas non plus se figurer que l’acte de la vision se fasse par un épanchement de l'air, ni par une effusion de rayons, parce que, si cela se faisait de la sorte, la vue des objets serait beaucoup plus lente qu'elle ne l’est, puisqu'elle ne se pourrait faire avant que les rayons qui sortiraient des yeux ne fussent arrivés jusqu'aux objets. Mais comme nous découvrons en un moment tout ce qui est exposé à nos yeux, et que nous le voyons souvent sans y faire même aucune attention, il est clair que c'est l'âme qui regarde par les yeux comme par une fenêtre et par un verre. Lucrèce se sert d'un argument fort ridicule pour réfuter cette opinion.
Si l'âme, dit-il, voyait au travers des yeux, elle verrait plus clair quand ils seraient détachés qu'elle ne voit quand ils demeurent en leur place, de même sorte qu’on voit plus clair par une porte quand elle est ouverte que quand elle est fermée.
Il fallait que Lucrèce, ou plutôt qu'Epicure, de qui il avait tiré toute sa doctrine, eut perdu les yeux et l'esprit pour ne pas s'apercevoir que des prunelles arrachées, des fibres rompues et dégouttantes de sang, des excroissances de chair horribles à voir, enfin des plaies et des cicatrices, ne seraient pas des organes fort propres à recevoir le jour. Il voulait peut-être rendre les yeux semblables aux oreilles et les creuser comme elles, afin qu'au travers de leurs cavités on vit la lumière de la même sorte que l'on entend les sons au travers des cavités des oreilles. Il ne se peut rien penser qui fut, ni si difforme à voir, ni si inutile pour l’usage. Combien peu verrions-nous d'objets, si l'âme regardait du haut de la tête par les yeux comme par de petites fentes! Si quelqu'un voulait regarder par le trou d'une aiguille, il ne verrait pas un objet plus étendu que le trou même. Ainsi pour voir il fallait deux prunelles qui fussent rondes, afin que la vue s'étendît de toutes parts. C’est donc par un effet merveilleux de la providence divine que nous avons deux yeux parfaitement semblables, qui, bien qu'ils ne puissent pas se tourner tout à fuit en rond, ne laissent pas d'avoir un mouvement fort libre et fort aisé. Ces deux globes sont remplis d'une humeur claire et pure, au milieu de laquelle sont renfermées les prunelles, qui sont comme des étincelles de lumière. C’est par ces deux globes que l'âme voit, et ils conspirent admirablement ensemble pour n'exercer qu'une seule action.