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Œuvres Boèce (480-524) Philosophiae consolatio

Edition Masquer
Consolatio philosophiae

I.

[1] Post haec paulisper obticuit atque, ubi attentionem meam modesta taciturnitate collegit, sic exorsa est: [2] Si penitus aegritudinis tuae causas habitumque cognovi, fortunae prioris affectu desiderioque tabescis. Ea tantum animi tui, sicuti tu tibi fingis, mutata pervertit. [3] Intellego multiformes illius prodigii fucos et eo usque cum his, quos eludere nititur, blandissimam familiaritatem, dum intolerabili dolore confundat, quos insperata reliquerit. [4] Cuius si naturam, mores ac meritum reminiscare, nec habuisse te in ea pulchrum aliquid nec amisisse cognosces; sed, ut arbitror, haud multum tibi haec in memoriam revocare laboraverim; [5] solebas enim praesentem quoque blandientemque virilibus incessere verbis eamque de nostro adyto prolatis insectabare sententiis. [6] Verum omnis subita mutatio rerum non sine quodam quasi fluctu contingit animorum. Sic factum est, ut tu quoque paulisper a tua tranquillitate descisceres. [7] Sed tempus est haurire te aliquid ac degustare molle atque iucundum, quod ad interiora transmissum validioribus haustibus viam fecerit. [8] Adsit igitur rhetoricae suadela dulcedinis, quae tum tantum recto calle procedit, cum nostra instituta non deserit cumque hac musica laris nostri vernacula nunc leviores nunc graviores modos succinat.

[9] Quid est igitur, o homo, quod te in maestitiam luctumque deiecit? Novum, credo, aliquid inusitatumque vidisti. Tu fortunam putas erga te esse mutatam: erras. [10] Hi semper eius mores sunt, ista natura. Servavit circa te propriam potius in ipsa sui mutabilitate constantiam. Talis erat, cum blandiebatur, cum tibi falsae illecebris felicitatis alluderet. [11] Deprehendisti caeci numinis ambiguos vultus; quae sese adhuc velat aliis, tota tibi prorsus innotuit. [12] Si probas, utere moribus, ne queraris. Si perfidiam perhorrescis, sperne atque abice perniciosa ludentem.

Nam quae nunc tibi est tanti causa maeroris, haec eadem tranquillitatis esse debuisset. Reliquit enim te, quam non relicturam nemo umquam poterit esse securus. [13] An vero tu pretiosam aestimas abituram felicitatem? Et cara tibi est fortuna praesens nec manendi fida et, cum discesserit allatura maerorem? [14] Quodsi nec ex arbitrio retineri potest et calamitosos fugiens facit, quid est aliud fugax quam futurae quoddam calamitatis indicium? [15] Neque enim, quod ante S. 36 oculos situm est, suffecerit intueri; rerum exitus prudentia metitur eademque in alterutro mutabilitas nec formidandas fortunae minas nec exoptandas facit esse blanditias. [16] Postremo aequo animo toleres oportet, quicquid intra fortunae aream geritur, cum semel iugo eius colla summiseris. [17] Quodsi manendi abeundique scribere legem velis ei, quam tu tibi dominam sponte legisti, nonne iniurius fueris et impatientia sortem exacerbes, quam permutare non possis? [18] Si ventis vela committeres, non quo voluntas peteret, sed quo flatus impellerent, promoveres; si arvis semina crederes, feraces inter se annos sterilesque pensares. Fortunae te regendum dedisti: dominae moribus oportet obtemperes. [19] Tu vero volventis rotae impetum retinere conaris? At, omnium mortalium stolidissime, si manere incipit, fors esse desistit.

Haec cum superba verterit vices dextra,

Exaestuantis more fertur Euripi,

Dudum tremendos saeva proterit reges

Humilemque victi sublevat fallax vultum.

Non illa miseros audit aut curat fletus

Ultroque gemitus, dura quos fecit, ridet.

Sic illa ludit, sic suas probat vires

Magnumque tristis monstrat ostentum, si quis

Visatur una stratus ac felix hora.

Traduction Masquer
Trost der Philosophie (BKV)

I.

S. 35 Hierauf schwieg sie ein wenig, und als sie meine Aufmerksamkeit aus meinem bescheidenen Schweigen erschloß, begann sie so: Wenn ich nun richtig Ursachen und Aussehen deiner Krankheit erkannt habe, so siechst du hin aus Liebe und Sehnsucht nach deinem früheren Glücke. Seine Veränderung hat, wie du dir einbildest, so viel von deinem Geiste zu Grunde gerichtet. Ich kenne den vielgestaltigen Schein, mit dem jenes Wunderwesen denen, die es anzuführen trachtet, schmeichelnde Freundschaft heuchelt, bis es sie unverhofft verläßt und mit unerträglichem Schmerz verwirrt. Willst du dich an seine Natur, Sitten und Verdienste erinnern, dann wirst du erkennen, daß du an ihm nie etwas Schönes weder gehabt noch verloren hast; aber ich glaube, ich brauche mir nicht besondere Mühe zu geben, dir das ins Gedächtnis zu rufen; denn du pflegtest, auch als es noch da war und schmeichelte, es mit männlichen Worten zu schelten, und triebst es nach verkündetem Richterspruch aus unserem Heiligtume. Aber jede plötzliche Veränderung vollzieht sich nicht ohne ein gewisses Auf- und Abfluten des Geistes. So ist es gekommen, daß auch du ein Weilchen von deiner Ruhe abfielst. Aber es ist Zeit, daß du etwas Sanftes und Angenehmes schlürfest und kostest, was ins Innere dringt und den Weg für kräftigeren Trank bahnt. Also möge uns die Überzeugungskraft der holden Redekunst beistehen, welche nur dann auf rechtem Wege voranschreitet, wenn sie unsere Gebote nicht verläßt und wenn sie als Dienerin an unserem Herde mit solcher Musik bald leichtere bald ernstere Weisen anstimmt.

Was also ist es, o Mensch, was dich in Schmerz und Trauer gestürzt hat? Etwas ganz Neues und Ungewohntes, glaube ich, hast du gesehen. Du meinst, das Glück habe sich dir gegenüber gewandelt: du irrst! Das sind immer seine Sitten, ist seine Natur. Es hat nur gegen dich die Beständigkeit in seiner eigenen Veränderlichkeit bewahrt. So war es, als es schmeichelte, als es vor dir mit den Lockungen falscher Glückseligkeit gaukelte. Du hast das zweideutige Antlitz der blinden Gottheit nun entdeckt; während sie sich andern noch verhüllt, ist sie dir völlig bekannt geworden. Wenn du sie billigst, so halte dich an ihren Charakter und klage nicht. Wenn du ihre Treulosigkeit verabscheust, so verschmähe und verwirf ihr verderbliches Spiel; denn wo sie dir jetzt Anlaß zu so großer Trauer gibt, hätte sie dir zur Beruhigung dienen sollen. Sie hat dich verlassen, vor der niemand hier sicher sein kann, daß sie ihn nicht verlassen werde. Oder meinst du etwa, daß eine wertvolle Glückseligkeit von dir gehen werde? Oder ist dir ein augenblickliches Glück teuer, das im Verharren nicht treu ist und im Verschwinden Trauer bringt? Wenn es sich also nicht nach Belieben S. 37 zurückhalten läßt und fliehend Unglückliche macht, was ist dann die Flüchtige anders als eine Art Ankündigung zukünftigen Unglücks? Es darf nicht genügen, nur zu schauen, was vor den Augen liegt, die Klugheit ermißt den Ausgang der Dinge, und seine Veränderlichkeit nach beiden Seiten macht weder die Drohungen des Glückes furchtbar, noch sein Schmeicheln wünschbar. Schließlich mußt du mit Gleichmut ertragen, was innerhalb des Bereiches des Glückes geschieht, wenn du einmal deinen Nacken ihrem Joche unterworfen hast. Wenn du ihr das Gesetz des Bleibens und Gehens vorschreiben willst, ihr, die du dir freiwillig als Herrin erlesen hast, bist du dann nicht im Unrecht und verbitterst dir durch Ungeduld ein Los, das du nicht ändern kannst? Wenn du die Segel dem Winde überließest, so würdest du nicht dahin gelangen, wohin dein Wille strebt, sondern wohin sein Hauch dich treibt; wenn du den Fluren Samen anvertraust, so mußt du ertragreiche und unfruchtbare Jahre gegen einander abwägen. Hast du dich dem Regiment der Fortuna anvertraut, so mußt du den Sitten der Herrin gehorchen. Du versuchst den Schwung des rollenden Rades aufzuhalten? Aber, törichtester aller Sterblichen, wenn sie anfängt zu beharren, hört sie auf, blinder Zufall zu sein.

Wenn sie die Lose wechselt mit der stolzen Hand,

Und laut aufbrausend tobt gleich wie der Euripus,

Reibt sie die Könige, eben drohend noch, zu Staub,

Der Unterlegnen niedre Stirn hebt sie empor.

Des Elends Flehen ist sie taub, den Tränen blind,

Verlacht die Seufzer, die sie hart erschaffen hat.

So ist ihr Spiel und so erprobt sie ihre Kraft;

Ihr großes Schauspiel zeigt sie dem Gefolge dann,

Wenn eine Stunde Glück und Fall vereinigt sieht!

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