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Works Boethius, Anicius Manlius Severinus (480-524) Philosophiae consolatio Trost der Philosophie (BKV)
Drittes Buch

V.

Oder vermag Königsherrschaft, Königsfreundschaft mächtig zu machen? Warum soll sie es nicht, wenn ihr Glück beständig dauert? Jedoch die alte Zeit ist ebenso wie die Gegenwart voller Beispiele, wieviele Könige das Glück mit dem Elend vertauscht haben. O herrliche Macht, die nicht einmal wirksam genug erfunden wird, sich selbst zu erhalten! Und wenn nun diese königliche Gewalt die Quelle der Glückseligkeit ist, würde sie dann nicht, wenn sie irgendwo nicht ist, das Glück verringern und Unglück bringen? Aber wie weit sich auch menschliche Königreiche erstrecken, mehr Völker müssen doch übrigbleiben, über die Könige nicht herrschen. Wenn aber irgendwo die Macht, die sie beglückt, aufhört, da muß Ohnmacht eintreten, die sie elend macht. So müßten also Könige mehr Anteil am Elend als am Glück haben. Der Tyrann, der die Gefahren seines Schicksalloses erprobt hat, versinnbildlicht die Angst des Herrschers durch den Schrecken des Schwertes, das beständig über seinem Scheitel schwebt. Was ist das also für eine Gewalt, welche die nagende Sorge nicht vertreiben, dem Stachel der Angst nicht entgehen kann? Selbst wenn sie sorglos leben wollten, sie könnten es nicht. Und dieser Macht rühmen sie sich! Oder schätzest du etwa den für mächtig, der sichtlich das will, was er nicht vollführen kann? Hältst du den für mächtig, der sich mit Trabanten umgibt, der die, welche er schreckt, selber noch mehr fürchtet, der um mächtig zu erscheinen, sich in die Hand seiner Diener begibt? Was soll ich nun erst über die Vertrauten der Könige reden, wenn ich beweise, daß die Königsherrschaft so voll Gebrechlichkeit ist? Jene werden von der königlichen Gewalt ebenso oft gestürzt, wenn diese fest bleibt, wie wenn sie wankt. Nero zwang seinen Vertrauten und Lehrer Seneca dazu, sich selber die Todesart zu wählen. Den Papinianus, der lange unter den Höflingen mächtig war, gab Antoninus den Schwertern der Soldaten preis. Und doch hätten beide gern auf ihre Macht S. 83 verzichtet, Seneca versuchte sogar seine Schätze Nero zu überlassen und sich in die Stille zurückzuziehen, aber da die Stürzenden ihr eigenes Schwergewicht abwärts zieht, erreichte keiner seinen Wunsch. Was ist das also für eine Macht, die der Besitzende fürchtet und nicht sicher ist, sie zu bewahren, der man nicht ausweichen kann, auch wenn man sie niederlegen möchte? Oder sind etwa Freunde, welche nicht die Tugend gewinnt, sondern das Glück, ein Schutz? Wen dir nur das Glück zum Freunde gemacht hat, den wird das Mißgeschick dir zum Feinde machen. Welche Seuche aber ist schädlicher als ein Feind, der dein Vertrauter war?

V. Wer mächtig zu werden begehret,

Der zügle die Zornesgedanken,

Den Nacken beuge er nimmer

Ins schimpfliche Joch der Begierden.

Denn mögen auch Indiens Länder

Erzittern vor deinen Geboten,

Das äußerste Thule dir dienen,

Kannst du die verdüsternde Sorge,

Die jammernde Klage nicht bannen,

Ist all dieses Macht nicht zu nennen.

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