Vorwort
S. 15 Während ich auf kleinem Kahne fahrend mich an der Küste des ruhigen Gestades halten und, wie jemand sagt, aus den Fischteichen der Alten einige Fischlein auslesen wollte, zwingst du mich, Bruder Castalius, die Segel nach der hohen See zu richten. Du redest mir zu, das Büchlein, welches ich unter den Händen habe, nämlich den Auszug aus den Chroniken, liegen zu lassen, um die zwölf Bücher des Senator über die Herkunft und die Taten der Goten, von der Vorzeit bis auf den heutigen Tag durch die Reihen der Geschlechter und der Könige herabsteigend, in einem und noch dazu in einem kleinen Büchlein zusammenzufassen. Ein sehr schwerer Auftrag, der zu zeigen scheint, daß der, welcher ihn gab, von der Last der Arbeit nichts wissen wollte. Auch beachtest du nicht, daß mein Hauch zu schwach ist, um die herrliche Posaune jenes Mannes zu füllen: zu allen anderen Schwierigkeiten kommt aber noch die, daß ich jene Bücher nicht einmal zur Verfügung habe, um seinen Gedanken genau folgen zu können. Doch um nicht zu lügen, auf drei Tage habe ich die Bücher vor einiger Zeit durch Vergünstigung seines Schaffners zum Lesen gehabt. Der Worte freilich erinnere ich mich nicht genau, aber den Sinn und die Tatsachen glaube ich vollständig noch im Gedächtnis zu haben. Dazu habe ich aus einigen Geschichten in griechischer und lateinischer Sprache hinzugefügt, was sich dazu eignete, den Anfang und S. 16 das Ende und allerlei in der Mitte mit meinen Worten vermengend. Deshalb nimm freundlich, ohne Mißachtung an, was du selbst von mir verlangt hast, und lies es mit Vergnügen. Und wenn etwas übergangen ist, wovon du, als dem Volke nahe wohnend, Kunde hast, so füge es hinzu, und bete für mich, liebster Bruder. Der Herr sei mit dir! Amen.
