Nr. 33
Da uns die Todesfurcht, d. h. der Untergang der Seelen gedroht wird, so thun wir nur aus dem Gemeinsinn, welchem infolge wir uns Alle lieben, daß wir den, welcher uns die Errettung von solcher Gefahr verheißt, zurückhalten, umfassen und unseren Seelen selbst, wenn anders die Wechselseitigkeit recht ist, vorsetzen. Ihr setzt eurer Seelen Wohl in euch selbst zurück, und vertraut auf euern auch inneren Wunsch, sie seyen von den Göttern; wir aber dagegen versprechen uns von unserer Schwäche nichts, bedenkend, unsere Natur sey kraftlos und werde in jedem Konflikt der Dinge von Affekten überwunden. Ihr haltet dafür, sobald ihr nur des Körpers entledigt, seinen Banden enteilt wäret, Flügel zu erhalten, mittelst welchen ihr zum Himmel gelangen, ja zu den Sternen auffliegen könnt. Wir scheuen solch eine Verwegenheit und sind der Meinung, nicht sey uns die Macht verliehen, zur Oberwelt hinzugehen, da uns dieß selbst ungewiß ist, ob wir das Leben zu empfangen und vom Gesetz der Sterblichkeit aufgenommen zu werden verdienen. Ihr setzt das Zurückkehren in den Herrschersitz, gleichwie in den eigenen als schlechthin und ohne Hindernis voraus; wir aber haben weder eine Hoffnung, daß solches ohne den Herrn des Alls geschehen könne, noch glauben wir, daß irgend einem Mensehen solche Macht und Dreistigkeit beigelegt sey.
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