Nr. 9
Der Himmel verweigert den Regen, sagt man, und wir sind wegen, ich weiß nicht welchem Fruchtmangel bekümmert. Was verlangst du aber, daß die Elemente deiner Nothdurft dienen? und damit du bequemer und üppiger leben kannst, sollen die Jahreszeiten willfährig deiner Bequemlichkeit sich erweisen? Wie, wenn solcher Weise der eifrigste Schiffer sich beklagte, daß so lange kein Wind wehe und jeder Hauch ruhe? Müßte man da nicht sagen, diese Stille sey der Welt verderblich, weil den Wünschen des S. 30 Schiffenden zuwider? Wie, wenn einer, von der Sonne versengt zu werden und den Körper auszudörren gewohnt worden, aus ähnlichem Grunde sich beklagte, daß angehäufte Wolken die Annehmlichkeit der Heiterkeit entzogen haben? Muß man deßhalb sagen, die Wolken, weil deckend, hängend, sie unnützer Sucht sich zu röthen und Gelegenheit zum Trinken sich zu bereiten verwehren, seyen für feindlich zu schätzen? Alle diese Ereignisse, welche in diesem Weltgebäude geschehen und sich begeben, müssen nicht nach unserem Vortheile, sondern nach den Gesetzen und Ordnungen der Natur selbst erwogen werden.
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