Nr. 21
Oder ich bitte, aus welchem Grunde, um welcher harten Nothwendigkeit wegen, welcher Ursache zufolge wissen und besitzen die Himmlischen, gleich gemeinen Schemmelsitzern, diese Fertigkeiten? Wird denn im Himmel gesungen und Cither gespielt, so daß die kundigen neun Schwestern die Intervalle und Tonstimmen fügen und moduliren mögen? Finden sich auf den himmlischen Bergen Wälder, sind dort Wildlager, Haine, um der vielvermögenden Diana zu Jagdparthien zu dienen? Die Götter wissen nicht, was bevorsteht; sie leben dem Zufall und unterliegen dem Schicksal, so daß was Jeglichem der morgende Tag oder die nächste Stunde bringt, der latonische Wahrsager entfaltet und offenbart? Wird er selbst von irgend einem anderen Gott erfüllt und von der Macht einer größeren Gottheit bezwungen und angeregt, daß man ihn mit Recht für einen Begeisterten aussagen und halten kann? Werden die Götter von Krankheiten ergriffen und können sie durch irgend Etwas verwundet, verletzt werden, so daß der epidaurische Helfer, verlangt es der Zustand, beistehen muß? Kreißen, gebären sie, daß die schwierigen Wehen Juno Lucina mildere und stille? Betreiben sie den Landbau oder liegen sie dem Kriegswesen ob, daß ihnen der feuergebietende Vulkan Schwerdter schmiede oder Ackergeräth zurichte? Bedürfen sie der Gewande, daß die tritonische Jungfrau ihnen mit Sorgfalt Zeuge webt und zwar nach Beschaffenheit der Jahreszeit, entweder dreifädige Röcke oder dergleichen aus Seide anfertigt? Führen sie Klage und reinigen sie Verbrechen, da der atlantische Enkel allererst durch eifrige Uebung die Gerichtsamkeit erhob?
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