Nr. 35
Die im Studium der Philosophie denkwürdigen Männer, welche ihr Lobpreiser zu deren Pfeiler erhoben habt, bestimmen mit glaublicher Versichung, diese ganze Masse der Welt, deren Umfang uns einschließt, deckt und trägt, sey ein Thier, weisheitsvoll und mit Vernunft begabt (Platon Timaeos S. 30, Stephan.). Ist diese Aussage wahr, fest und zuverlässig, so werden unmittelbar die Götter zu seyn aufhören, welche ihr kurz vorher mit veränderten Namen in derselben Theile festgesetzt habt: denn wie ein Mensch bei andauernder Ganzheit seines Körpers sich nicht in viele Menschen theilen kann, und wie viele Menschen hinwieder bei besstehender Unterscheidung nicht zu Eines Sinnes Einfachheit zusammengebracht werden mögen: so kann auch die Welt, ist sie Ein Thier und bewegt sie sich durch Einer Seele Anregung, nicht in mehrere Gottheiten zertheilt, noch, wenn ihre Theile Götter sind, in Einer Seele Bewußtseyn beschlossen seyn und sich umwälzen. Mond, Sonne, Erde, Luft, Sterne sind Glieder und Theile der Welt. Sind sie Theile und Glieder, so sind sie sicherlich keine Thiere eigenen Namens: denn nicht können irgend wie die Theile das selbst seyn, was das ganze ist; noch ist sich selbst bewußt, sich selbst unterworfen, was ohne die Zustimmung der Seele des ganzen aus eigener Erregung sich nicht zu bewegen vermag; welcher Anordnung und Einrichtung zufolge die ganze Sache dahin kommt; daß weder die Sonne noch der Mond, noch die Luft, die Erde und Sonstiges Gott ist: denn sie sind Theile Welt, nicht besondere Namen von Gottheiten; und dergestalt wird, da ihr alles Göttliche verwirrt und vermischt habt, vollendet, daß man in der Natur der Dinge Einen Gott, die Welt annimmt, mit Versagung aller übrigen; ja sogar mit ihrer Nichtigkeit, Lehrheit [sic] und Wesenlosigkeit.
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