Nr. 10
Besteht ihr aber darauf, daß die Knochen, der Honig, die Thürschwellen und was wir sonst noch theils schnell berührten, theils aus Ueberdruß unberührt ließen, besondere Vorsteher haben, so kann man aus ähnlichem Grunde noch tausend andere Götter einführen, welche unzähligen Dingen ihre Sorgfalt und ihren Schutz zuwenden müssen: denn warum stehet nur dem Honig eine Gottheit vor, und nicht überhaupt auch den Kürbissen, den Rüben, dem Pfefferkraut, der Kresse, den Feigen, dem Mangold, dem Kohl? Weßhalb verdienen nur die Knochen allein einen Schirm; weßhalb nicht desgleichen die Nägel, die Haare und die übrigen an dunklen Stellen befindlichen Glieder; welche vielfachen Zufällen unterworfen sind und um so mehr die Sorgfalt und Aufmerksamkeit der Götter verlangen? Sagt ihr aber, daß diese Körpertheile ebenfalls unter schirmenden Gottheiten stehen, nun so werden so viele Götter als Dinge zu seyn anfangen, und nicht wird man den Grund angeben können, warum nicht alle Dinge unter göttlicher Sorgfalt stehen, wenn, wie ihr behauptet, doch gewisse Dinge sind, welchen Gottheiten vorstehen und vorsehen.
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