Nr. 18
Allein gegentheils sagt, ich weiß nicht wer, woher wir wissen, ob die Theologen Erforschtes und Bekanntes schrieben; oder ob sie, wie zu ersehen, zügellose Erdichtung vorbrachten? Dieß hat keinen Bezug auf diese Sache; und nicht ist dieser Rede Grund darin festgestellt, ob die Dinge sich so verhalten, wie der Theologen Schriften selbe angeben, oder ob sie anderer Art sind und durch vielfachen Unterschied getrennt: denn uns genügt, von öffentlich bekannt gemachten Dingen zu sprechen; nicht aber zu untersuchen, was wahr sey, sondern das zu widerlegen, zu besiegen, was öffentlich aufgesetzt ist und die menschliche Vorstellung auffaßt. Sind jedoch jene Lügner, so wollet ihr was wahr sey darthun und das unwiderlegliche Geheimniß erschließen. Wer aber ist dieß zu vollbringen mächtig, entfernt man den Unterricht der Schriften? denn was kann von den unsterblichen Göttern ausgesagt werden, das nicht aus Schriften von Menschen hierüber zur menschlichen Kenntniß gelangte? Oder was immer könntet ihr selbst von ihren Gebräuchen und Ceremonien erzählen, das nicht in Schriften verzeichnet und in Kommentaren zu diesen veröffentlicht ist? Oder hat dieß kein Gewicht für euch, so möge von alle Schriften, die ihr von den Göttern durch Theologen, Hohepriester und einige Philosophen verfaßt besitzt, vertilgen; ja vielmehr wir wollen sehen, von Anbeginn der Welt habe Niemand unter den Sterblichen jemals irgend Etwas von Göttern geschrieben; und wir wollen in Erfahrung bringen, wir sind begierig zu wissen, ob ihr in eurer Rede auch nur entfernt der Götter erwähnen, ob ihr dieselben mit dem Verstande erfassen könnt, von welchen Keines Schrift euern Seelen eine Kenntniß einbildete. Da aber fest steht, daß ihr die Namen und Machtvollkommenheiten derselben durch Beihülfe der Schriften erfahren habt, so ist es unbillig, diesen S. 127 Schriften die Glaubwürdigkeit zu entziehen, durch deren Zeugniß und Ansehen ihr doch das was ihr aussagt bekräftigt.
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