Nr. 19
Außer dieß ist etwa falsch und das was ihr sagt ist wahr. Durch welchen Beweis, durch welches Zeichen? Da beide, die dieß und die jenes übergeben haben, Menschen waren, und auf jeder Seite her über ungewisse Dinge disputirt worden, so ist es arrogant zu behaupten, das was dir wohlgefällt sey wahr; was aber dein Gemüth verletzt, der Zügellosigkeit und Falschheit zu beschuldigen. Wenn ihr, bei des menschlichen Geschlechtes Rechten und bei der Gemeinschaft an desselben Sterblichkeit, hört und leset, jener Gott ist von dem und von dieser Mutter hervorgekommen, berührt da nicht eures Gemüthes Sinn was weiß ich welches Menschliche, ausgehend von des irdenen Geschlechtes Niedrigkeit? oder wenn ihr dafürhaltet, so sey es, ergreift euch keine Beängstigung, ihr möchtet irgend einer Beleidigung bei den Göttern selbst, welche immer sie sind, euch schuldig machen, daß ihr glaubt, sie seyen durch schmählichen Beischlaf und aus Saamen zu dem ihnen unbekannten Lichte hervorgekommen? Wir, damit nicht etwa Jemand meine, uns sey unbekannt und unbewußt, was dieses Namens Würde gezieme, urtheilen, die Götter müssen fürwahr der Geburt entnommen seyn; oder kommt ihnen irgend ein Ursprung zu, so meinen und halten wir dafür, er sey von von dem Herrn und Urgrund aller Dinge, aus ihm allein bewußten Gründen, verursacht; unbefleckt, höchst keusch, rein, unwissend dieser Unfläthigkeit der Beiwohnung, welche auch für sie selbst durch die erste Hervorbringung beschlossen ward.
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