Nr. 15
Wir könnten euch schon lange zu dieser Sache Vergleichung hindrängen, wäre es nur nicht Thorheit, sowohl dergleichen durchzulesen als S. 147 für derlei Dinge Beweise zu verlangen. Diese Erzählung aber ist falsch und hat auch gar keine Wahrheit in sich. Uns jedoch liegt nichts daran, um welcher Ursache willen ihr eifrigst versichert, die Götter hätten sich von der Erde entfernt: ob dieselbe festbegründet und durch Glaubensfestigkeit gestützt, oder gegentheils lügnerisch und mittelst irgend einer trüglichen Erdichtung ausgesonnen sey: denn uns genügt, wodurch bis jetzt darzuthuen vorgelegt worden, daß diese Gottheiten, welche ihr aussagt, sind sie irgendwo und entbrennen sie im Zorne, nicht sowohl von uns, als vielmehr von euch zu wüthendem Grolle die Veranlassung bekommen; und daß sie aus Thatsachen gegründet, von euch in den Denkbüchern aufgezeichnet, von den Wollenden täglich gelesen und zur Belehrung künftiger Zeiten auf dem Wege der Nachfolge überliefert werde. Ist dieß nun wirklich wahr, so bemerken wir keinen vorhandenen Grund, warum man glauben soll, die himmlischen Götter zürnten uns: denn wir haben weder solche Schändlichkeiten von ihnen vorgebracht, noch irgend welche in Schriften aufgesammelt, noch dieselben durch feierliches Begehen heiligen Dienstes zum öffentlichen Zeugnis ausgehen lassen. Wofern aber, wie ihr annehmt, dieß falsch ist und durch trügerische Lügen aufgestutzt, so kann doch kein Mensch zweifeln, daß ihr der Ungunst Ursache seyd, da ihr theils gar Manche solcherlei aufschreiben ließt, theils geduldet habt, daß das Geschriebene Jahrhunderte lang im Gedächtniß fortdauerte.
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