Nr. 25
Damit aber nicht Einer doch aus Mißtrauen in die eigene Beantwortung dafür halte, nur wir beschenkten die Götter mit der Gabe der Ruhe, legten ihnen einen unschädlichen und aller Verwirrung entfernten Sinn bei, so wollen wir zugestehen, wie es euch beliebt, sie zürnen uns, sie dürsten nach unserm Blute, und längst schon begehrten sie unsere Ausrottung. Ist es nicht beschwerlich jedoch, nicht unangenehm, ist es eine Sache gemeinschaftlicher Gefälligkeit, dieser Strittigkeit Punkte nicht nach Gunst, sondern der Wahrheit gemäß zu untersuchen, so bitten wir uns aus von euch zu vernehmen, welche denn diese Ursache, diese Veranlassung sey, um deren willen so wohl die obern Götter so sehr wider uns wüthen, als auch die Menschen aufgereizt so heftig entbrennen. Man sagt, frevelhafte Lehre bekennt und auf dem Erdkeis unerhörten Kult übt ihr. Was wagt ihr, des Verstandes theilhaftige Menschen, auszusprechen, was herzuschwatzen? Was versucht Ihr durch solch tollkühnes, ruchloses Wort zu versichern? Gott, das oberste Wesen, den Herrn aller nur lebenden Dinge, den Höchsten aller Hohen, anzubeten, mit ehrfurchtsvollem Dienste anrufen, in der Noth, im Elende Ihn, so zu sagen, mit allen Sinnen umfassen, lieben, hochschätzen: das ist eine abscheuliche, unheilbringende Religion, voll Frevel und Gotteslästerung, welche durch den Aberglauben ihrer Neuheit die altherkömmlichen Gebräuche zu Grunde richtet?
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