Nr. 8
Zur Genüge meine ich dargethan zu haben, daß die Tempel den unsterblichen Göttern entweder ohne Grund errichtet oder wider Ziemlichkeit und zugetraute Machtvollkommenheit nach schmachvollen Meinungen angefertigt wurden. Es folgt, daß wir auch von den Zeichen und Bildern einiges sagen, die ihr mit vieler Kunst hervorbringt und mit gewissenhafter Sorgfalt verehrt. Ist hierin irgend eine Zuverlässigkeit, so können wir durch keinerlei Erwägung bei uns feststellen, ob ihr solches im Ernste und mit ausdrücklichem Vorsatz thut, oder ob ihr die Dinge selbst, indem ihr sie verlacht, in bübischer Faselei treibt? denn wenn gewiß ist, daß bei euch Götter sind, die ihr glaubt, und daß sie in den obersten Himmelsgegenden weilen, welche Ursache, welcher Grund findet da statt, daß diese Bildnisse von euch gestaltet werden, da ihr in Wahrheit die besitzt, zu welchen ihr flehen und bei denen in mißlichen Zuständen ihr Hülfe verlangen könnt? Glaubt ihr sie aber nicht, oder, gelinder zu sprechen, zweifelt ihr; auch in diesem Falle, welcher Grund ist vorhanden, der Zweifelhaften Bildnisse zu fertigen und zu formen, und was man nicht zu seyn glaubt, durch windige Nachahmung abzubilden? Oder ihr sagt etwa, es stelle sich euch unter diesen Bildnissen der Gottheiten eine gewisse Anwesenheit dar, und weil das Schauen der Götter nicht gewährt sey, so ließen sie sich also verehren und sich die schuldigen Dienstpflichten leisten? Wer dieß sagt und behauptet, der glaubt nicht der Götter Seyn, und nicht erweist der Glauben zu haben für seine Religion, dem das zu schauen nothwendig ist, was er festhalten mag; auf daß nicht etwa nichtig sey, was verborgen nicht gesehen wird.
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