Nr. 3
Verhält sich dieß also, so forschen wir vorerst dieß von euch zu vernehmen: was Ursache, was Grund sey, daß ihr diese Opfer darbringt; welcher Nutzen dann hierdurch den Göttern selbst zukomme und ihnen zur Annehmlichkeit gereiche? denn was immer man unternimmt, muß seine Ursache haben, und darf nicht der Art von einem Grund getrennt seyn, daß es in leeren Werken vollbracht wird und mit nichtigem Irrthum der Unwahrheit sein Spiel treibt. Nähren sich nun wohl die himmlischen Götter von diesen Opfern und ist etwa zur Erhaltung ihres Bestandes die Hinzufügung einiger Materie nöthig? Und welcher Mensch ist, wer Gott überhaupt sey, so unwissend, daß er meinen solle, sie erhielten sich durch irgend eine Art von Nahrung, und es sey der Speise Werk daß sie leben und in unendlicher Fortdauer beharren? Was immer aber durch äußere Ursachen und Dinge erhalten wird, das ist nothwendig sterblicher Natur, und läuft ohne Schwierigkeit Gefahr zu Grunde zu gehen, sobald irgend Etwas, wodurch es besteht, zu mangeln beginnt. Ferner sehen wir Nichts dessen, was man den Altären zubringt, zu dem Wesen der Gottheiten hinkommen und es erreichen: denn entweder wird Weihrauch dargebracht und diesen verzehren die Kohlen; oder ein Opferthier und das Blut lecken die Hunde auf; oder irgend ein Eingeweide und es verbrennt auf gleiche Weise und verfällt in Asche. Außer der Gott verschlingt etwa der Opferthiere Seelen, oder geht dem Brodem der brennenden Altäre nach und nährt sich vom Opferdampf, welchen die annoch vom Blut triefenden und von dem frühern Saft feuchten Eingeweide schmorend von sich geben. Hat aber Gott, wie man sagt, keinen Körper und ist Er durchaus unbetastbar, wie mag es geschehen, daß das Unkörperliche sich von körperlichen Dingen ernähre; daß das Sterbliche das Unsterbliche erhalte und der Sache Bestand verleihe, welche es nicht zu erfassen und der es keine Lebenskraft darzureichen vermag? Also beruht, wie einleuchtet, dieser Grund der heiligen Opferdienste, und Niemand kann behaupten, um der Ursache willen, daß mittelst derselben die Gottheiten sich ernähren und durch diese Nahrung sich erhalten, begehe man sie.
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